Die Moderne Galerie Saarbrücken zeigt was sie kann! Was sie hat! Und was sie ist! Am 18. November 2017 öffneten sich die Türen und endlich sind sie wieder in der Stadt: Die Bilder, die Skulpturen – die Kunst! Ein Ort zum Ankommen und Aufbrechen, schöner denn je! Wir waren vor der Eröffnung vor Ort und haben Museumsdirektor Dr. Roland Mönig begleitet, beim Bilder hängen.
Wo fangen Sie und Ihr Team mit dem Bilder hängen an?
Wo es passt! Die schrittweise Inbetriebnahme der Klimaanlage gibt vor, wo man beginnt. Einige Kunstwerke, etwa die Installation von Pae White, sind da unempfindlich. Deshalb konnten wir schon im Juli damit beginnen, sie aufzubauen. Die meisten Kunstwerke aber sind extrem klimaempfindlich. Wir zeichnen über Wochen das Raumklima auf, und wenn es konstant ist, dann kann es mit dem Bilderhängen losgehen.
Welche Klima braucht denn ein Picasso ?
20 °C und 50-55 Prozent relative Luftfeuchte.
Bilder im Museum hängen. Ist das eine Kunst?
Wichtig ist das Gespür! Als Kunst würde ich es nicht bezeichnen. Man kann das vielleicht mit der Arbeit eines Dirigenten mit einem Orchester vergleichen. Das Bild an der Wand oder die Skulptur im Raum entfalten Klänge. Manche sind starke Solisten, und sie müssen gut eingebettet werden, damit sie den Raum nicht dominieren. Dazwischen braucht es auch immer wieder Motive der Stille, damit sich die Klänge entfalten können.
Bilder lösen Emotionen aus! Inwieweit spielen Ihre eigenen Emotionen zum Bild beim Hängen eine Rolle?
Hängen ist emotional! Keine Frage! Aber das Wissen über das jeweilige Kunstwerk spielt auch eine große Rolle. Wie ein guter Koch, der sich mit den Lebensmitteln, Gewürzen, der Zubereitung, der Speisenfolge und der Küchenausstattung auskennt. Aber entscheidend ist schließlich der Geschmack des Kochs!
Ein ganzes Museum neu einzurichten, ist das der Traum eines Museumsdirektors?
Ja! Natürlich! Zumal wenn es sich um so eine tolle Sammlung handelt. Wir werden 350 bis 400 Werke in den Räumen zeigen können. Das Spektrum ist so groß wie nie zuvor. Es wird jetzt mit der Erweiterung das eingelöst, was man sich seit 40 Jahren für das Museum gewünscht hat. Kunst am Puls der Zeit zeigen zu können!
Und Überraschungen gibt es auch?
Ja. Zur Eröffnung steht die Sammlung im Mittelpunkt, die wichtige Werke vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart umfasst. Wir können jetzt zeigen, was lange Zeit im Depot geschlummert hat, aber auch viele Neuerwerbungen.
Und einen Raum widmen wir erstmals unserer Provenienzforschung. Eine Person in unserem Team kümmert sich ausschließlich um dieses Thema und geht der Frage nach: Wo kommt die Kunst her, die wir hier zeigen? In der NS-Zeit haben die Sammler und die Werke Unglaubliches erlitten, und wir wollen natürlich wissen, ob unsere Werke nicht etwa eine dunkle Vergangenheit haben, letztlich durch Raub oder Beschlagnahmung den Weg zu uns gekommen sind.
Ein weiterer Raum widmet sich der Grafik. Wir besitzen 12.000 Blätter, die zeigen sozusagen das Museum im Kleinen. Dazu kommt die Sammlung zur frühen Fotografie. Ein spannendes Kapitel ist beispielsweise die Industriefotografie des 19. Jahrhunderts im Saarland.
Centre Pompidou in Metz, MUDAM in Luxemburg – welche Rolle spielt da die Moderne Galerie in Saarbrücken?
Sie ist eine gleichberechtigte Partnerin. Die drei Häuser ergänzen sich ausgezeichnet, weil jedes eine eigenständige Rolle übernimmt: Das Centre Pompidou gibt durch das Mutterhaus in Paris starke Ausstellungsimpulse, MUDAM setzt den Schwerpunkt auf die Kunst der 1970/80er Jahre und die Moderne Galerie Saarbrücken hat eine beeindruckende, in der Region konkurrenzlose Sammlung, die die Identität unseres Hauses bestimmt. Darüber definieren wir uns auch in Beziehung zum Centre Pompidou und dem MUDAM!
Und was heißt das für Saarbrücken und das Saarland?
Wir sind ein Haus mit nationaler und internationaler Ausrichtung und zeigen die kulturelle Stärke des Landes. Das wird in der Zukunft auch viele Kunstreisende ansprechen und nach Saarbrücken bringen. Zudem ist Saarbrücken ist eine dynamische junge Stadt. Wir sind hier auch ein Echoraum für junge Menschen, die hier studieren, arbeiten und leben. Wenn ich beispielsweise Literatur oder Musik studiere, zeigt mir die Moderne Galerie, was zur der Zeit von Schönberg oder Brecht in der Malerei los war.
Moderne Galerie. Modernes Raumkonzept. Moderne Ausdrucksformen. Wie ist es gelungen, die Amerikanerin Pae White für Saarbrücken und die Moderne Galerie zu gewinnen?
Ich habe sie angesprochen und nach Saarbrücken eingeladen. Pae White ist dann zwei Mal in der Bauphase des neuen Pavillons nach Saarbrücken gekommen, wir haben verschiedene Möglichkeiten besprochen, was sie hier realisieren könnte. Als sie dann sagte: “Ich mache es ganz anders als gedacht!“, war klar, sie hat Feuer gefangen. Letztlich hat die Qualität der Architektur sie überzeugt. Das Atrium mit einer Höhe von 14 Metern kann von allen Stockwerken aus über Balkone eingesehen werden. Hier zieht White alle Register ihrer Kunst: eine spektakuläre Installation, in der u.a. 56 Kilometer farbiges Garn verarbeitet wurde. Wir zeigen zur Eröffnung die größte Einzelausstellung von Pae White in Europa!