Traumbaum: Die alte Eibe

Die Alte Eibe in Lebach und die Sonne. Foto Otmar Serf, Schmelz

Sie steht in Lebach, die Alte Eibe. Mitten im Saarland. Auf dem Gelände des Hofgutes "Schloss La Motte". Hof und Land gehören der Familie Brodback, die hier mit über 200 Kühen Milch- und Landwirtschaft betreibt. Herr Brodback nennt die Alte Eibe "das Heiligtum"! Weil sie immer schon da war. Sie hat die Glanzzeiten und den Untergang des barocken Schlosses La Motte miterlebt.

Die einen sagen, sie sei rund 800 Jahren alt, Experten von der Universität Leibzig schätzen sie auf rund 1000 Jahre.

Vom Schloß La Motte ist nur das Torhaus geblieben und die Alte Eibe. Ein Foto von 1977, aufgenommen von Richard Wagner, Lebach
Vom Schloß La Motte ist nur das Torhaus geblieben und die Alte Eibe. Ein Foto von 1977, aufgenommen von Richard Wagner, Lebach

Kindheitserinnerungen! Früher - bei Opa Brodback - kamen die Lebacher Schulklassen am Wandertag raus auf Hofgut La Motte. Sie besichtigten die Ritterrüstung, die Pfeiffensammlung und die Waffensammlung, durften einen Blick in die alte Bibel werfen, ein Glas Milch trinken und dann kam der Höhepunkt: Der Gang zur Alten Eibe! Aber Achtung, der Baum ist giftig! Schon früher war ein Zaun - genauer Jägerzaun - angelegt. Besonders wegen den Tieren.

Die Alte Eibe mit Jägerzaun und Kuh aus den 1970er Jahren. Foto Hans Fritz
Die Alte Eibe mit Jägerzaun und Kuh aus den 1970er Jahren. Foto Hans Fritz

Zwei Kühe sind dem Herrn Brodback schon gestorben, weil sie von den roten Eibenfrüchten gegessen haben.Das zähe und sehr harte Holz der Eibe hat man fürher zum Bau von Pfeilen, Bögen, Armbrüsten und Speeren verwendet. Auch der "Ötzi" aus dem Gletscher kannte das besondere Holz. Man fand neben ihm einen Bogen aus Eibenholz im Eis, der 5200 Jahre alt ist. Ewiges Holz!

Beide Eigenschaften haben der Eibe fast den Garaus gemacht: Das harte und biegsame Holz wollten alle für ihre Waffen haben und die Angst vor der Giftigkeit. So kam sie auf die rote Liste der gefährdeten Arten.

Die Europäische Eibe ist die älteste Baumart Europas. Auf den ersten Blick wirkt die alte Eibe in Lebach fast unscheinbar. 14 Meter ist sie hoch. Eiben hören mit 90 Jahren auf zu wachsen. Ab dann verbreitern sie ihren Stamm. Verwurzeln sich immer mehr, je älter sie werden. Bis vor vier Jahren lag die Alte Eibe Lebach im Dörnröschenschlaf, mit Brombeeren bewachsen. Erwacht ist sie auf Initiative des aktiven Historischen Vereins Lebach, der Familie Brodbach, der Stadt Lebach und dem Umweltamt. Ein Wanderweg wurde angelegt übers Feld, vorbei am Lebacher Rennplatz, der einmal im Jahr zum Pferderennen einlädt. Und man feiert das Eibenfest. Zur Premiere 2015 kamen gleich 1.000 Menschen, die die Eibe sehen wollten.

 

Wir sitzen zusammen auf der Bank nahe der Eibe: Richard Wagner, Vorsitzender des Historischen Vereins Lebach und ich. Für mich ist es die erste Begegnung mit dem wohl ältesten Baum des Saarlandes, Richard Wagner kennt ihn schon lange. Er mag Bäume und kennt viele im Saarland. Die alte Eibe, die mag er besonders. Um uns rauschen die Blätter der anderen Bäume, doch die alte Eibe bleibt ganz still. Nichts rauscht! Der Wind bringt sie nicht in Bewegung. Man merkt ihr das Alter an, sie bringt so schnell nichts aus der Ruhe! Und das überträgt sich. Ich bleib noch ein bißchen alleine sitzen, nahe der Alten Eibe.

Dann gehe ich "hinein" zum dicken Stamm unter die ausladenene Äste. Laß mich umfangen von der Ruhe und dem Stillstehen der Zeit. Ich schaue nach oben.

Dorthin, wo Herr Brodback zeigte und sagte, dass der Herrgott da oben in den Ästen wohnt.              

geschrieben von: susanne, am 11.10.2016

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