Reste einer römischen Kleinstadt

Das Römermuseum Schwarzenacker fotografiert von Stephan F. Dinges

Schon die Römer fühlten sich im Saarland wohl, das zeigen die außergewöhnlichen Archäologieparks und rekonstruierten römischen Villen. Bei einem Besuch im Römermuseum Schwarzenacker bei Homburg habe ich die einmalige Gelegenheit, eine faszinierende römische Kleinstadt zu entdecken.

Diese römische Kleinstadt wurde einst von den Mönchen des Klosters Wörschweiler entdeckt, als sie ihre Felder bestellten. Zum Vorschein kamen Überreste von der Größe der damaligen Stadt Worms aus dem 11. Jahrhundert. Das römische Städtchen hatte sich aus einer keltischen Siedlung zu einem angesehenen Handelszentrum entwickelt. Ein Grund dafür war sicherlich die bedeutende Lage an der Fernstraße von Trier nach Straßburg und die Nähe zu der Straße von Worms nach Metz.

Glücklicherweise fand man die Funde auch in der Nachkriegszeit so beeindruckend, dass mit großflächigen Forschungsgrabungen begonnen wurde. Die freigelegten und teilweise rekonstruierten Gebäude, Hausfassaden, und Straßenzüge in Schwarzenacker vermitteln uns heute einen lebendigen Einblick in das Alltagsleben einer römischen Etappenstadt.

Das Capitolinus fotografiert von Dieter Morde.
Das Capitolinus fotografiert von Dieter Morche.

Spektakulärer Fund: ein Arztstempel

Für viele Handelsreisende kreuzten sich hier die Wege. Sie machten Rast in dem römischen Städtchen, dessen Name bis heute im Dunkeln liegt. Sie kehrten im „Capitolinus“ ein, dem damaligen Wirtshaus, das verkehrsgünstig an der Straßenkreuzung lag. Hier machten die Reisenden Rast, gönnten sich den einen oder anderen Mulsum und wer nicht sofort weiterreisen musste, fand gleich gegenüber in der Herberge sein Bett. In der Kleinstadt schien es an nichts zu fehlen, sogar eine Augenarztpraxis gab es hier. Der spektakuläre Fund eines Arztstempels enthält die Rezeptur gegen trockene Augen. Das Medikament wurde damals in Wachs gelöst und zu Stäben geformt. Darauf kam der Stempel mit der Rezeptur und dem Namen des Arztes. Das Haus des Augenarztes war imposant und reich ausgestattet. Es könnte eines der schönsten der Stadt gewesen sein. Es besaß sogar einen „Kühlschrank“ für Speisen und Getränke in Form einer steinernen Truhe vor dem Haus. Die Wände der Wohnstube waren bunt bemalt und mit bequemen Stühlen ausgestattet. Kalte Füße bekamen Freunde und Patienten des Augenarztes dank einer Fußbodenheizung nicht.

Achtung heiß

Bereits die Römer wussten „Barfuß laufen“ in der kalten Jahreszeit auf beheizten Bodenkacheln ist ein Traum. Die Römer gelten als die Erfinder der Fußbodenheizung. Sie nannten sie „Hypocaustum“. Die von einer Feuerstelle erhitzte Luft wurde durch ein gemauertes Rohrsystem unter den Steinplatten des Fußbodens geleitet, die sich dadurch erwärmten. Zur Wärmegewinnung gab es sogenannte „Praefurnia“ (Voröfen). Der Rauch zog durch kaminartige Schächte aus Hohlziegeln durch die Wände ins Freie. Nach antiken Berichten war der Fußboden allerdings oft so warm, dass er nur mit Holzschuhen betreten werden konnte. Barfuß gehen war dann wohl doch nicht drin ;-))

Noch heute findet man solch Fußbodenheizungen in vielen römischen Häusern, Bädern und Thermen. In Schwarzenacker erfahren wir zudem wie sich der Hund des Augenarztes in der Fußbodenheizung verirrte. Das Augenarzthaus fotografiert von Helmut Corbé.
Noch heute findet man solche Fußbodenheizungen in vielen römischen Häusern, Bädern und Thermen. In Schwarzenacker erfahren wir zudem, wie sich der Hund des Augenarztes in der Fußbodenheizung verirrte. Das Augenarzthaus fotografiert von Helmut Corbé.

Weitere Funde beeindrucken

Die Römer vertrauten auf die Heilkraft des Wassers und auf ihren Glauben an die Götter. So verwundert es nicht, dass auch in Schwarzenacker wertvolle Götterfiguren gefunden wurden. Besonders sehenswert ist die Merkurgruppe aus dem Säulenkellerhaus mit Keiler, Ziegenböckchen und Hahn. Der Keiler von Schwarzenacker zählt zu den qualitätvollsten Tierstatuetten der römischen Antike.

Bei diesem Fundstück ist nur der Kopf erhalten, die Identifizierung als Kentaur erfolgte anhand der Pferdeohren. Sowohl die Augen als auch die Zähne sind versilbert. Das Foto machte _________
Bei diesem Fundstück ist nur der Kopf erhalten, die Identifizierung als Kentaur erfolgte anhand der Pferdeohren. Sowohl die Augen als auch die Zähne sind versilbert. Das Foto machte Prof. Alfons Kolling (Ausgräber der ersten Stunde).

Dieser Fund ist ein Paradebeispiel für hellenistisch-römisches Kunsthandwerk. Als Vorlage diente vermutlich eine römische Kopie nach hellenistischem Vorbild aus der Zeit um 200 vor Christus. 2016 ging der Kentaurenkopf auf große Reise, er war im Metropolitan Museum of Art in New York, anlässlich der Sonderausstellung "Pergamon and the Hellenistic Kingdoms of the Ancient World" zu sehen.

Wer das Römermuseum Schwarzenacker bis zum 31. Oktober 2023 besucht, hat Glück. Eine Playmobilausstellung zeigt die römische Welt in Kleinformat, ob Landleben oder Stadt — Frauen, Männer, Kinder und Tiere beleben die Szenerie.

geschrieben von: sabine, am 09.10.2023

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