Als Goethe im Jahr 1770 Saarbrücken besuchte und von einem „lichten Punkt in einem so felsig waldigen Lande“ sprach, war es die von Friedrich Joachim Stengel gestaltete Residenzstadt, die ihn beeindruckte. Stengel zählte zu den bedeutendsten Stadtplanern und Architekten. Die Sehnsucht nach einer geordneten Welt war in jener Zeit groß, sodass selbst der Verlauf der Saar der Geometrie untergeordnet wurde – unter Stengel wurde die Saar um 50 Meter begradigt. Gemeinsam mit dem seit 1741 regierenden Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken verwandelte Stengel Saarbrücken in eine bedeutende barocke Residenzstadt im südwestdeutschen Raum.
Nach seinen Vorgaben wurde die westliche Stadterweiterung umgesetzt und das Schloss und der Schlossplatz neugestaltet. Dieses Ensemble wurde in Anlehnung an französische Plätze konzipiert, ein konkretes Beispiel in der Nähe ist die „Place Royale“ in Nancy.
Ab 1760 begannen die Planungen für die Ludwigskirche, insgesamt 13 Jahre betrug die Bauzeit. 1775 wurde sie fertiggestellt. Die Ludwigskirche wurde am 25. August 1775, dem Todestag des im Jahr 1297 heiliggesprochenen französischen Königs Ludwig IX., eingeweiht.
Die Ludwigskirche ist ein lebendiger Ort des Glaubens und der Kultur
Gemeinsam mit dem Ludwigsplatz bildet sie das Zentrum für zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte. In unserem Gespräch hat mir Pfarrer Dr. Bergholz das abwechslungsreiche Programm des Jubiläumsjahres vorgestellt. Er hat mir gezeigt, wie vielfältig Glaube, Kultur und Gemeinschaft in der Ludwigskirche gelebt werden und wie lebendig ihre Geschichte bis heute wirkt.
In den kommenden Wochen warten besondere Höhepunkte auf uns. Hier ein Ausblick: Veranstaltungen 250 Jahre Ludwigskirche
Die Ludwigskirche gehört der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry (England) an, die sich für Frieden und Versöhnung in der Welt einsetzt. Jeden Samstag um 12 Uhr wird das ökumenisches Versöhnungsgebet aus Coventry für den Weltfrieden gebetet.
Auch regelmäßig wiederkehrende Formate bereichern das Programm. Besonders beliebt ist die Reihe „Musik zur Marktzeit“. Dieses musikalische Angebot findet in der Regel samstags zur Marktzeit statt und lädt Besucherinnen und Besucher mit kurzen Konzerten zum Innehalten ein. Neben Konzerten und Gottesdiensten finden in der Ludwigskirche auch Ausstellungen zu gesellschaftlich und kirchlich relevanten Themen statt. Beispielsweise wurde sich mit dem Verhältnis der Kirche im Nationalsozialismus oder dem Thema „Verbannung aller Atomwaffen“ auseinandergesetzt.
Historische Ausstellungsobjekte
Ein besonderer Höhepunkt im Jubiläumsjahr ist die Buchvorstellung mit Ausstellungseröffnung am 17. August 2025 – ein Termin, auf den sich Pfarrer Dr. Bergholz besonders freut und der auch mich sofort begeistert.
An diesem Tag wird nicht nur ein neues Buch des Geistkirch Verlags zur Geschichte der Ludwigskirche präsentiert, sondern es eröffnet auch eine außergewöhnliche Ausstellung. Zu sehen sind historische Objekte, die zum Teil seit über 150 Jahren nicht mehr öffentlich gezeigt wurden. Viele von ihnen stammen aus den Depots des Saarlandmuseums und sind nun erstmals in der Ludwigskirche zu sehen. Zu den Exponaten gehören unter anderem die Grundsteinplatte der Kirche, die beim Bombenangriff 1944 freigelegt wurde, die originale Altarbibel aus der Gründungszeit, ein kunstvoll gearbeiteter Abendmahlskelch aus dem 18. Jahrhundert sowie das Sieger-Modell aus dem Architektenwettbewerb von 1959 zur Neugestaltung des Innenraums.
Kontroverse Diskussionen rund um den Wiederaufbau der Ludwigskirche
Die Ludwigskirche wurde in der Bombennacht des 5. Oktobers 1944 bis auf die Außenmauern zerstört. Von 1947 bis 1957 erfolgte der Wiederaufbau der äußeren Gebäudeteile, ab 1966 die Rekonstruktion des Innenbaus. Dies gelang dank hochwertiger Innenaufnahmen der preußischen Denkmalpflege. In den 50ern hieß es, was zerstört ist, wird nicht mehr historisch aufgebaut. So kam es 1959 zu einem Architektenwettbewerb 1959. Rudolf Krüger gewann mit einer modernen Neugestaltung des Innenraums. Er installierte eine flache Decke mit Rautenmuster und drei Stahlemporen. Es gab Widerstand, eine Bürgerinitiative, der Denkmalpfleger Dieter Heinz und das Konservatoramt forderten die Wiederherstellung des ursprünglichen Innenraums. Die Arbeiten wurden eingestellt, die moderne Decke entfernt und 1966 begann die Sanierung des Innenraums nach dem Konzept Stengels. 2009 wurde der sogenannte Fürstenstuhl wiedererrichtet.
"Pünktlich zu ihrem Jubiläumsjahr 2025 wurde die Innensanierung abgeschlossen. Das war eine Herausforderung, gerade der Gerüstbau bis zur Decke. Erst von oben sieht man, was ansteht: Stuck und Putz wurden erneuert und die Bleifenster repariert. Im Innern ist ja nicht nur die Farbe Weiß, es wurden fünf bis sechs Farbnuancen aufgetragen", so Pfarrer Dr. Bergholz.
Pfarrer Dr. Bergholz geht hier täglich ein und aus: Seit 2016 ist er Pfarrer der Ludwigskirche. Schon als Kind sah er auf seinem Schulweg täglich die Ludwigskirche, die für ihn ein ganz besonderer Ort ist. Sie ist sein Arbeitsplatz, aber zugleich auch ein Ort für Besinnung und Erholung. Gerne nimmt er samstagsmittags in der Mitte der Kirche Platz, von wo aus er den schönsten Blick auf die Kanzel und die Orgel hat. Dann besinnt er sich, lauscht der Musik und schöpft Kraft – nicht nur für die Belange der Seelsorge. Denn die Renovierungsarbeiten gehen weiter, auch die Außenfassade der Ludwigskirche wird erneuert.
Lieben Dank für Ihre Zeit, weiterhin gutes Gelingen und Zuversicht Ihnen und uns allen!





