Im Jahr 2015 gründeten die beiden Bundesländer Rheinland-Pfalz und das Saarland den Nationalpark Hunsrück-Hochwald, mit dem Ziel, das rund 10.200 Hektar große Gebiet – das entspricht etwa 14.000 Fußballfeldern – langfristig zu schützen und es gleichzeitig aber auch für die Bevölkerung erlebbar zu machen. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist ein siedlungsarmes Gebiet in kühl-feuchten Hochlagen. Hier soll und darf sich die Natur möglichst großräumig, ursprünglich und ungestört entwickeln. Einen Plan, dass dies bestmöglich gelingt, hat man auch: Den Nationalparkplan findet ihr hier.
Buchenwälder, neue Arten und Wildkatzen
Die natürlich vorkommenden Buchenwälder machen gut die Hälfte der Waldfläche im Nationalpark Hunsrück-Hochwald aus. Alte Buchenwälder gelten europaweit als stark gefährdeter Lebensraum. Die von Quarzit geprägten Böden wechseln sich mit Felsformationen und Blockschutthalden ab, sehr kleinräumig auch mit Mooren, den sogenannten Hangbrüchern. Schützenswert sind auch die Arnika- und Borstgraswiesen. Eine neue Flechtenart und sogar eine neue Rotalgen-Gattung wurden gesichtet. Der Rotalge gab man den neuen Namen Hoefkenia hunsrueckensis - die Hunsrück-Rotalge. Diese Hunsrück-Rotalge ist übrigens ein Indikator für sehr gute Wasserqualität. Auch seltene Tierarten wie Schwarzstorch, Schwarzspecht und Wildkatze finden hier ideale Lebensbedingungen und siedeln sich an.
Doch nicht nur die Natur, sondern auch die Geschichte spielt im Nationalpark Hunsrück-Hochwald eine Rolle, insbesondere die Geschichte der Kelten. Der keltische Ringwall Otzenhausen, eine der eindrucksvollsten keltischen Befestigungsanlagen Europas, steht dabei im Mittelpunkt.
„Für mich ist der Ringwall Otzenhausen das atemberaubendste Baudenkmal des Saarlandes. Ein Steingebäude, an dem man rund 500 Jahre lang baute. Die ersten Steine wurden um ca. 400 v. Chr. gesetzt. Noch heute zeugen die zehn Meter hohe Mauern von dem monumentalen Bauwerk. Vor etwa 2.200 Jahren wurden im weiten Umkreis die Wälder gerodet und die Baumstämme zu einem Stützgerüst um den ganzen Bergrücken verbaut. Die Konstruktion wurde mit Bruchsteinen befüllt und mit Holzdübeln und auch Eisenstiften befestigt. Obendrauf befand sich ein überdachter Wehrgang. So entstand ein rund 12-15- Meter hoher und breiter Ringwall, der das Oppidum, die Siedlung der keltischen Treverer, beschützen sollte.“, so Michael.
Michael Koch ist Geschäftsführer des Nationalparktors Keltenpark, eines von insgesamt drei Nationalparktoren im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Schon sein Archäologie-Professor schwärmte vom Ringwall und riet Michael: „Da musst du unbedingt hin“. Gesagt getan! Sieben Jahre lang war Michael dann selbst Grabungsleiter bei den archäologischen Ausgrabungen am Ringwall Otzenhausen.
Besonders imposant ist der 460 Meter lange Nordwall des Ringwalls. Von hier hat man eine beeindruckende Aussicht. Michael kennt aber auch die verborgenen und unterirdischen Seiten. Viele Steinmauern und gewachsene Plätze, die mit Moosen und Flechten bedeckt sind, beeindrucken ihn immer wieder aufs Neue.
„Besonders freut mich, dass in unserem Nationalpark Hunsrück-Hochwald die Geschichte der Kelten eine große Rolle spielt. Ich bin überzeugt davon, dass das Saar-Hunsrück-Gebiet das Potenzial einer UNESCO-Weltkulturerbe-Region zum keltischen Erbe hat. Erst durch die Gründung des Nationalparks war es uns möglich, unseren Blick für diese Sichtweise zu öffnen", so Michael.
Das Nationalparktor Keltenpark
Als zentrale Anlaufstellen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald dienen drei Nationalparktore: Keltenpark, Erbeskopf und Wildenburg. Sie bieten Informationen, Ausstellungen, Parkmöglichkeiten, Anbindung an den ÖPNV und sanitäre Einrichtungen. Darüber hinaus gibt es an jedem Tor besondere Highlights und Angebote, die den Besuch im Nationalpark abwechslungsreich gestalten.
Am saarländischen Tor in Nonnenweiler-Otzenhausen, dem Nationalpark-Tor Keltenpark, erwartet uns ein Einblick in die Welt der Kelten. Die Ausstellung zeigt die bewegte Natur- und Kulturgeschichte des Hunsrück-Hochwalds und macht deutlich, dass die frühen Kelten ein Kulturvolk waren. Zu sehen sind Rekonstruktionen nach Fundstücken aus der Region und die Geschichte des Ringwalls wird thematisiert. Außerdem wurde ein „echtes” keltisches Dorf errichtet wie es vor über 2.000 Jahren innerhalb der gewaltigen Festungsanlage auf dem Dollberg ausgesehen haben könnte. Die Siedlung besteht aus zehn Wohn-, Handwerks- und Speichergebäuden, die sich in Architektur und Bauweise an historischen Befunden und Vorbildern orientieren.
Es gibt Schmiedevorführungen, Theatererlebnisführungen oder es wird gezeigt, wie Keramik gebrannt wurde. Die Kelten brannten ihre Keramik in der Frühzeit in einer Grube, später erst im Töpferofen. Regelmäßig finden Führungen statt und im Café Keltenpark wird für das leibliche Wohl gesorgt. Es ist auch möglich für Veranstaltungen oder Tagungen Räumlichkeiten zu mieten.
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald wird 10 Jahre alt
Michael Koch ist seit 2008 auch der 1. Vorsitzender der Hochwaldkelten, die für die Bespielung des Keltendorfes zuständig sind. Und so tut mir Michael kund, dass uns am Wochenende 7.-9. Juni 2025 am Nationalpark-Fest die Kelten ihr Handwerk im Keltendorf vorführen. Schließlich wird der jüngste Nationalpark Deutschlands in diesem Jahr 10 Jahre alt.
Herzlichen Glückwunsch!
Das Festprogramm zu 10 Jahre Nationalpark Hunsrück-Hochwald findet ihr hier.





