Sternenwege

Sternenweg. Foto: Manuela Meyer
Heute weisen Hinweisschilder mit einer gelben Muschel auf meist blauem Grund den Jakobspilgern den Weg durch das Saarland und Lothringen. Foto: Susanne Renk
Heute weisen Hinweisschilder mit einer gelben Muschel auf meist blauem Grund den Jakobspilgern den Weg durch das Saarland und Lothringen. Foto: Susanne Renk

Im Mit­tel­al­ter war das Pil­gern die ein­zi­ge Form, um in die Ferne und Fremde zu reisen. Man brach jedoch nicht aus Abenteuerlust oder Neugierde oder gar zur Erholung auf. Nein, man versprach sich von der Pilgerreise Befreiung von den Sünden und Vergebung. Bis heute machen sich Menschen auf den Weg und pilgern, gerade in Zeiten einer Krise bekommt diese Art des Unterwegssein eine besondere Bedeutung. Manche wollen ihren Alltag vergessen oder suchen eine neue Lebenserfahrung, andere treffen eine wichtige Entscheidung für die Zukunft oder trauern um einen Menschen. Egal aus welchem persönlichen Grund man sich auf den Weg macht, wesentlich beim Pilgern ist nicht das Ziel. Bedeutsam ist der Weg, auf dem man unterwegs Erfahrungen und Erkenntnisse sammelt und dadurch vielleicht eine Reise zu sich selbst unternimmt.

Einer der bekanntesten Pilgerwege ist der Jakobsweg. Erste geschichtliche Ursprünge des Jakobswegs gehen zurück bis ins 8. Jahrhundert, als die iberische Halbinsel zum größten Teil unter arabischer Herrschaft stand. Etliche kleine Routen quer durch Europa vereinen sich zu vier großen Wegen, um schließlich in Spanien in den Camino Francés, den Hauptweg zu münden, der nach Santiago de Compostela führt. Dort waren im 19. Jahrhundert die verschwundenen Gebeine des Apostels Jakobus entdeckt worden. Seit 1993 gehört der Jakobsweg zum Weltkulturerbe der Vereinten Nationen.

Die Bezeichnung „Sternenweg“ gilt als der ursprünglichste Name, mit denen die Pilger*innen ihren Weg in Richtung Spanien zur Grabesstätte des Apostels Jakobus in Stantiago de Compostela bezeichneten. Foto: Manuela Meyer
Die Bezeichnung „Sternenweg“ gilt als der ursprünglichste Name, mit denen die Pilger*innen ihren Weg in Richtung Spanien zur Grabesstätte des Apostels Jakobus in Stantiago de Compostela bezeichneten. Foto: Manuela Meyer

Der Jakobsweg führt durch das Saarland

Die Südroute des Jakobswegs führt vom pfälzischen Speyer über Hornbach nach Medelsheim durch die saarländischeBiosphärenregion Bliesgau nach Kleinblittersdorf im Regionalverband Saarbrücken und von dort weiter ins französische Lothringen nach Metz. Die Nordroute beginnt ebenfalls in Speyer bzw. Hornbach und läuft dann über das Barockstädtchen Blieskastel und die Landeshauptstadt Saarbrücken nach Metz.

„Sternenweg/Chemin des étoiles“

Der Europarat hat 1987 den Jakobsweg zum ersten europäischen Kulturweg ernannt, da er einen geschichtlichen, künstlerischen und sozialen Bezug zu den Wurzeln in Europa herstellt. Durch diese Ernennung wurden die Regionen aufgefordert, die historischen Wegeachsen in Wert zu setzen und mit den europäischen Werten der Gegenwart in Verbindung zu bringen. Mit dieser Intension hat der Regionalverband Saarbrücken 2006 das grenzüberschreitende europäische Modellprojekt „Sternenweg/Chemin des étoiles“ ins Leben gerufen. Der Name „Sternenweg/Chemin des étoiles“ ist durchweg passend, denn unser Sternensystem zeigt den Pilgern seit jeher den richtigen Weg. Tatsächlich haben sich die Menschen im Mittelalter auch an dem Verlauf der Sternenspur der Milchstraße orientiert, die am nächtlichen Himmel in Richtung Spanien weist. Erst später hat sich der Name „Jakobswege“ verbreitet. Ziel des „Sternenweg/Chemin des étoiles“ ist es, die wiederentdeckten regionalen Wege der Jakobspilger grenzüberschreitend auf poetische Art und Weise – mit „kleinen Gesten-Wegezeichen“ – zu kennzeichnen und miteinander zu vernetzen.

Die steinernen Jakobsmuscheln stehen im europäischen Modellprojekt als Kennzeichnung der mittelalterlichen Baukultur am Wegesrand, hier für die „Alte Brücke“ (Urspr. 16. Jh.) in Saarbrücken-St. Johann, Foto: Manuela Meyer
Die steinernen Jakobsmuscheln stehen im europäischen Modellprojekt als Kennzeichnung der mittelalterlichen Baukultur am Wegesrand, hier für die „Alte Brücke“ (Urspr. 16. Jh.) in Saarbrücken-St. Johann, Foto: Manuela Meyer

„Kleine Gesten“ auf dem Weg

Wegezeichen folgen dem Prinzip der „kleinen Gesten“. Als Erinnerung an den Zeitgeist jener Pilger, die im Mittelalter in den alten Kulturlandschaften unterwegs waren, dienen heute fast 200 im Boden eingelassene Jakobsmuschelsteine als Kennzeichnung der mittelalterlichen Baukultur am Wegesrand. Bis zum 13. Jahrhundert kauften die Pilger in Santiago de Compostela eine Jakobsmuschel, als Beweis dafür, dass sie den Weg tatsächlich bewältigt hatten. Bei den „Sternenwegen“ liegt der Fokus auch auf dem Spurensuchen, um zu entdecken, was verbindet: Pilgern entlang der Sterne Europas für Toleranz, Humanität, Freiheit, Demokratie, freundschaftliche Begegnung der Kulturen und den Frieden! Dazu werden entlang der Wege gerne Spuren, Symbole, Zeichen vergangener Kulturen verwendet, die unscheinbar die Menschen auf ihrem Weg begleiten und führen. Immer wieder trifft man auf Wegeornamente aus Feldkalksteinen und in Stein gehauene Sternenmotive aus mittelalterlichen Baudenkmälern der Umgebung.

Das Projekt „Sternenweg/Chemin des étoiles“ hat sich im Sinne des europäischen Netzwerkgedankens in einem großregionalen Kontext weiterentwickelt. Der Projektraum umfasst 16 verschiedene Routen mit ca. 1600 Wegekilometer. Entlang dieser wiederentdeckten Wege wurden über 350 große und kleine Zeugnisse der mittelalterlichen Baukultur erfasst.

Zeit zum Aufbruch | Innehalten | Entdecken | Neue Wege gehen | Frieden stiften | Schöpfung bewahren

Weitere Informationen unter www.sternenweg.net

Sternenfeld Foto: Peter Lupp
Sternenfeld Foto: Peter Lupp

geschrieben von: sabine, am 12.05.2021

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