Ostern steht vor der Tür, wie jedes Jahr ziemlich überraschend. Gut, denn es bedeutet für mich, einem meiner großen Hobbys nachzukommen: Essen. Und ich werde fast ununterbrochen am Essen sein. Gefeiert wird das Osterfest, weil Jesus Christus auferstanden ist. Wir sind eigentlich keine gläubigen Christen, nehmen am Procedere aber trotzdem teil. Zeit für mich, Traditionen zu ergründen.
Lamm zum Frühstück
Am Frühstückstisch fällt mir eines als Erstes auf: Kuchen. Kein normaler Rührkuchen, sondern ein Osterlamm. Aber warum ein Lamm als Kuchen? Betrachtet man nur das Tier Lamm, dann ist die Verknüpfung zu Ostern recht eindeutig. Lämmern wurden immer schon besondere Verbindungen zu Göttern nachgesagt und sie gelten als beliebte Opfergabe. Dies fußt auf dem biblischen Exodus, bei dem die Israeliten sich aus der Sklaverei der Ägypter befreien konnten. In der Nacht des Auszugs aus Ägypten wurde das Blut von Opferlämmern als Schutzzeichen vor dem Todesengel an den Türpfosten gestrichen. Heute werden die Lämmer jedenfalls auch als Süßkuchen gebacken. Gefällt mir persönlich auch besser als das Schlachten. Jesus selbst wird auch als Agnus Dei (Lamm Gottes) beschrieben. In Verbindung mit einer Siegesfahne symbolisiert das dann Osterlamm genannte Tier die Auferstehung Jesu Christi. Im Saarland ist eine Region übrigens ganz besonders mit den Tieren verbunden: Das Sankt Wendeler Land. Der Heilige St. Wendelin kam hier seiner gottgegebenen Aufgabe nach, Hirte zu sein. Man sagt, dass seine Lämmer sich in den grünen Auen rund um Sankt Wendel prächtig entwickelten. Wallfahrten an die Basilika St. Wendelin in Sankt Wendel gibt es bis heute an Pfingsten und im Oktober. In jüngster Zeit wird der Heilige St. Wendelin zunehmend auch als Patron für Natur- und Umweltschutz verehrt.
Von Häusern und Hennen
Überall hängt Osterdekoration von der Decke, das komplette Haus ist mit Motiven von Hasen und Ostereiern geschmückt. Als Kinder haben wir natürlich auch Eier ausgeblasen und bunt angemalt, bei den Großeltern gingen wir in der gesamten Wohnung auf die Suche nach den gefärbten Ostereiern. Innerhalb der historischen Semiotik gelten (Oster)eier als ein Zeichen für neues Leben. Biblisch übersetzt könnte man sagen: Wie das junge Küken die Eierschale von innen her öffnet, so ist Jesus aus dem Grab heraus auferstanden. Das Ei ist im Christentum also eine Ikonographie für die Auferstehung. Ein Blick in die Vergangenheit verrät, dass das Färben von Eiern sogar ziemlich praktisch war. Ostern ist traditionell Fastenzeit und unter das Abstinenzgebot fallen auch Eier. Die Hennen legen jedoch weiterhin täglich Eier. Da im Mittelalter keine effiziente und zuverlässige Möglichkeit existierte, Lebensmittel zu kühlen, kochte man die frischen Eier ab, um sie haltbar zu machen. Danach malte man sie mit roter Farbe an, um sie nicht mit den frischen Eiern zu verwechseln. Die Farbe Rot sollte an das vergossene Blut und Opfer Jesu Christi erinnern. Erst im Laufe der Zeit wurden die Ostereier auch in anderen Farben angemalt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Man wollte Eier, die vor 3 Wochen abgekocht wurden, von Eiern, die vor zwei Tagen abgekocht wurden, unterscheiden. Also variierte man in der Färbung. Ab dem 16. Jahrhundert begann in den christlich-protestantischen Regionen der Welt dann auch die Eiersuche. Zwei Jahrhunderte später hat sich das Brauchtum auch in den katholischen Regionen durchgesetzt und besteht bis heute – so auch im Saarland.