Facettenreiches Glashandwerk

Das einmalige Glasofenprojekt „Borg Furnace Project“ in der Römischen Villa Borg begeistert die Glasschaffenden. Das Foto machte Moritz Leg

Die Glasarbeiter fanden im Saarland ideale Arbeitsbedingungen vor. Der Waldreichtum bedeutete viel Holz und Sand für die Glashütten gab es ebenfalls genügend. Klares Wasser in Mengen und auch Farne und Heckengewächse für die Pottasche wuchsen reichlich. Bis heute weisen übrigens Namen von Wald - oder Wohngebieten wie beispielhaft Pottaschwald in St. Ingbert oder der Glashütter Weiher in Rohrbach auf ihre wertvolle Vergangenheit hin.

Belegt sind 23 Glashütten-Standorte alleine im Warndt. Hier produzierte die erste saarländische Glashütte bereits 1616 in Ludweiler. Der Warndt verbindet mit 5.000 Hektar Wald grenzüberschreitend das Saarland und Lothringen. Wer in diesem schönen Mischwald wandern möchte, dem sei der „Warndt-Wald-Weg“ empfohlen. Er führt auf den Spuren fürstlicher Jagd, ehemaliger Glasherstellung, Forstwirtschaft und des Bergbaus durch diese waldreiche Landschaft. Der Warndt-Wald-Weg | Tourismus (saarbruecken.de) Und genau hier - im Warndt - beginnt auch unsere Glastour durch das Saarland.

Einmalig im Saarland - das Glasmuseum Ludweiler

Im denkmalgeschützten ehemaligen Bürgermeisteramt in Ludweiler zeigt das „Glas- und Heimatmuseums Warndt“ beeindruckendes Gebrauchsglas aus der Glashütte in Fenne, der Cristallerie Wadgassen und den Glashütten des benachbarten Lothringen. Die sehenswerte Dauerausstellung „Glas auf den Tisch“ stellt das Glas in einen spannenden Zusammenhang mit dem Leben unserer Vorfahren. In zwölf Szenarien sind Tischsituationen des Alltages aus der Zeit von 1900 bis 1950 zu bestaunen. Die meisten Glashütten des Saarlandes stellten übrigens Gebrauchsglas wie Fensterglas und Flaschen her. Bei Kindern ist besonders die sogenannte „Klickerwasserflasche“ beliebt. Im Inneren der Flasche ist eine frei bewegliche Glaskugel, die durch den Druck im Flascheninneren gegen einen Gummiring im Flaschenhals gepresst wird. Den 20-minütigen Film über die Glasherstellung sollte man sich auf jeden Fall anschauen

HVW - Glas- & Heimat-Museum Warndt (heimatkundlicher-verein-warndt.eu)

Das einzigartige Glasofenprojekt „Borg Furnace Project“

Unsere nächste Station ist das weltweit in seiner Konzeption einmaligen Glasofenprojekt „Borg Furnace Project“ in der Römischen Villa Borg in der Moselgemeinde Perl Borg. Seit 2013 wurden im Rahmen von verschiedenen Projekten hier mit Glasschaffenden aus Deutschland, England, Frankreich, Bulgarien und in Kooperation mit den Universitäten Saarbrücken, Mainz, Köln, Marburg, Trier, Utrecht, Lissabon und Brüssel zusammengearbeitet. Fachwissenschaftlern aus Deutschland und der Schweiz, den Niederlanden, Italien, England und den USA begleiteten die Glasofenprojekte. In seiner Konzeption ist das Projekt europaweit einzigartig. Beim „Borg Furnace Project“ werden Gläser am rekonstruierten römischen Glasofen geblasen und geformt. Diese Herstellungstechnik wurde von den alten Ägyptern über die Griechen zu den Römern gebracht und in der Römischen Villa Borg erforscht. Sehr spannend! Glasofenprojekt – VILLA BORG (villa-borg.de)

Die einzigartige rekonstruierte Villenanlage Perl-Borg lässt erahnen, wie man als Privilegierter in jener Zeit gelebt hat. Das Foto machte Yannik Planta.

Glaskunst vom Feinsten: Gerhard Richter in Tholey

Ein weiterer Höhepunkt auf unserem „gläsernen“ Weg durch das Saarland ist Tholey, dort steht die Benediktinerabtei Tholey. Sie gilt als das älteste Kloster Deutschlands und wurde 634 n.Chr. erstmals urkundlich erwähnt. Weltweit bekannt wurde sie durch ihre neu gestalteten Kirchenfenster. Die drei Chorfenster der Abteikirche entwarf der weltberühmte Künstler Gerhard Richter. Jedes Fenster zeigt fünf Motive, die sich gespiegelt wiederholen. Es sind verspielte bunte Muster mit viel Raum für Fantasie. Richter hat die Entwürfe auf der Grundlage eines abstrakten Bildes von 1990 durch wiederholtes Teilen und Spiegeln entwickelt. Die Motive stammen aus seinem Künstlerbuch „Patterns“, welches er 2011 auf den Markt brachte. Die weiteren Kirchenfenster stammen von der Künstlerin Mahbuba Maqsoodi, einer afghanischen Künstlerin. Sie stellen unter anderem Themen und Personen vor, die einen direkten Bezug zur Benediktinerabtei Tholey haben. Farbenfroh und ausdrucksstark!

Die Benediktinerabtei Tholey – Gemeinde Tholey

Der barocke Gaten der Benediktinerabtei Tholey, gestaltet nach einer Vorlage aus dem 18. Jahrhundert. Das Foto stammt von Josef Bonenberger.

Shoppingtipp: Villeroy Boch

Auf dem Gelände der ehemaligen Cristallerie in Wadgassen kann man im Outletstore von Villeroy&Boch Keramik und Glas für die heimische Festtafel shoppen. Ebenfalls lohnt ein Besuch der Stadt Mettlach unweit der Saarschleife. In der ehemalige Benediktinerabtei Mettlach residiert seit über 270 Jahren das Weltunternehmen Villeroy & Boch. Das Keramikmuseum ist derzeit geschlossen und wird neu konzipiert. Wer Gläser und Geschirr von Villeroy & Boch kaufen möchte kann jedoch in Fußgängerzone im Mettlacher Outlet Center ungehemmt einkaufen.

Mettlach Outlet Center – Gemeinde Mettlach

Veranstaltungstipp: Die Sulzbacher Glaskunsttage

Zum Abschluss noch ein Veranstaltungstipp: Anfang November laden jedes Jahr der Kunstverein und die Stadt Sulzbach zu den traditionellen Sulzbacher Glaskunsttagen ein. An drei Tagen kann man hier gläserne Schalen, Vasen, Schmuckstücke, aber auch Objekte und Skulpturen von international bekannten Glaskunstschaffenden bestaunen und kann miterleben, wie Glaskunstwerke entstehen.

Kunstverein Sulzbach-Saar | ADKV – Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine

Die Sulzbacher Glaskunsttage, ein Werk der Glaskünstlerin Ursula-Maren Fitz - AUSGEGLICHEN II - 28 x 24 x 14 cm.

geschrieben von: sabine, am 01.09.2022

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Kommentare

  • Burkhardt Valentin

    • vor 6 Monate
    Ich finde es toll, dass Sie dem Thema Glas eine eigene Rubrik widmen. Aktuell gehört hier auch die Ausstellung im Foyer des Dt. Zeitungsmuseums hin: "Faszination Glas, Fundstücke aus der Cristallerie Wadgassen", die bis 7.Januar 2024 zu sehen ist. Für Gruppen ab 5 Personen werden auch Führungen angeboten.
    foerderverein.glaskultur@t-online.de

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