Saarländer*innen

Ruderclub Undine © Historisches Museum Saar

Man muss in die Weltgeschichte eintauchen, um zu erfahren, wo die Identität der „Saarländer“ herkommt. Wir reisen zurück in die 20er Jahre, deren Anfänge sich nun zum hundertsten Mal jähren.

Als Frau verabschiedete man sich in dieser Zeit vom langen Rock und von Korsetts. Die Lieblingsfrisur der Frau war der Bubikopf. Man tanzte Charleston und umgab sich mit Art Deco. Die „Mode à la garçonne“ war angesagt, da die arbeitende Frau dem Mann in Nichts nachstehen wollte.

Die neue Frau © Historisches Museum Saar, Foto: Roessler
Die neue Frau © Historisches Museum Saar, Foto: Roessler

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es aufgrund des Ersten Weltkrieges einen Frauenüberschuss. Dadurch bekamen die Frauen nun endlich auch die Möglichkeit einen Beruf zu ergreifen. In Saarbrücken beispielsweise stellte man Frauen als Stenotypistin, Verkäuferin oder bei der Post ein.

Die Begeisterung in jener Zeit für die Mode aus Paris ist umso erstaunlicher, stand es doch um die deutsch-französischen Beziehungen eher schlecht. Man kann sogar behaupten: Sie befanden sich auf dem Tiefpunkt! Der Erste Weltkrieg war zu Ende. Auf deutschem Boden wurde zwar nicht gekämpft, demnach gab es keine großen Zerstörungen. In Frankreich jedoch sah die Welt ganz anders aus. Große Zerstörung! Aufgrund dieser forderte Frankreich 20 Milliarden Goldmark vom Deutschen Reich.

Die Geburt des Saargebietes

Nach dem Krieg fanden die Pariser Friedensverhandlungen statt und der Völkerbund wurde gegründet. Das Deutsche Reich musste eine Reparationsleistung erbringen. Das Gebiet an der Saar war wirtschaftlich sehr interessant. Hier wurde Eisen und Stahl produziert und dies benötigte Frankreich dringend für den Wiederaufbau.

Sitzend von links: Jacques Lambert (Belgien), Präsident George Washington Stephens (Kanada), Bartholomäus Koßmann (Saargebiet); stehend von links: F. Vezensky (Tschechoslowakei), Jean Morize (Frankreich) Regierungskommission 1926-27 © Historisches Museum Saar
Sitzend von links: Jacques Lambert (Belgien), Präsident George Washington Stephens (Kanada), Bartholomäus Koßmann (Saargebiet); stehend von links: F. Vezensky (Tschechoslowakei), Jean Morize (Frankreich) Regierungskommission 1926-27 © Historisches Museum Saar

Mit dem Inkrafttreten des Versaillers Vertrags wurde das Gebiet an der Saar für 15 Jahre dem Völkerbund unterstellt. Die Gruben gingen in französischen Staatsbesitz über. Das Saargebiet wurde von einer Kommission des Völkerbundes regiert. Rund vier Fünftel der Fläche des heutigen Saarlandes trennte man so vom Deutschen Reich ab. Das dadurch entstandene Gebiet trug zum ersten Mal den Namen „Saar“ und es entstand eine neue politische Einheit, die „Saargebiet“ genannt wurde. Dieses bekam eine neue Währung, den Französische Franc, ein eigenes Wappen und eigene Briefmarken.

Und manch einem wurde bereits schon zu dieser Zeit schnell klar: „Ich bin Saarländer!“

Sensationeller Fund

Anlässlich der Recherche zur Ausstellung „20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne“ im Historischen Museum Saar wurde im UN-Archiv in Genf ein Brief gefunden, der aus dem Jahr 1924 gefunden und von Jakob Sinnwell stammt. Dieses Dokument ist einer der ältesten Belege und der Beweis, dass in den 20er Jahren bereits eine „sanfte“, erste, saarländische Identität bestand. Jakob Sinnwell schrieb an das Generalsekretariat des Völkerbundes in Genf über seine Ausweisung und seinen Wunsch wieder Saarländer zu werden:

„Da meine Ausweisung zwangsweise und mit Gewalt erfolgte, ohne dass ich bis heute über das Warum dieser Massnahme von französischer Seite noch von Seite der hohen Regierungskommission irgendeine Auskunft erhielt, und nachdem ich bereits 14 Monate wieder im Saargebiet wohne, kann ich das nicht werden was ich vor der Ausweisung war, Saarländer.“

Nicht nur wegen diesem wichtigen Dokument lohnte sich der Besuch der Ausstellung „Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne“ im Historischen Museum Saar. Es wurden die Bereiche Mode, Mobilität, Warenwelten, Freizeit und Kino anschaulich dargestellt. Die Ausstellung wechselte zwischen Tag- und Nachtmodus und man konnte die Grundschritte des Charleston mittels eines Videos erlernen.

Als besondere Attraktion bot das Museum auch Kostümführungen durch die Ausstellung an. Vier Besucherbegleiter/innen beleuchteten das Leben und den Alltag im internationalen Saargebiet aus der Perspektive unterschiedlicher Rollen: Ein ehemaliger Offizier, der in eine reiche Industriellenfamilie eingeheiratet hat und das Leben genießt; ein Brite, der das Leben im Saargebiet aus der Perspektive eines Ausländers schildert; eine junge Verkäuferin, die gesellschaftlich aufsteigen will und eine wohlhabende Bürgersfrau, die journalistisch tätig ist und dem Ideal der „Neuen Frau“ sehr nahekommt.

geschrieben von: sabine, am 13.01.2020

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