Französische Wochen im Saarland

Pariser Chic in der Saarbrücker Bahnhofstrasse.Französische Woche 1963. Schaufenster Passage-Kaufhaus Saarbrücken Foto: Gerd Schulthess / Stadtarchiv Saarbrücken

Den Saarländern wird eine besondere Verbundenheit zu Frankreich nachgesagt. Doch warum schlägt gerade das saarländische Herz so leidenschaftlich für Frankreich? Woher kommen diese Sehnsucht und Verbundenheit zum Nachbarland, die in den saarländischen Herzen wurzeln? In anderen deutsch-französischen Grenzregionen ist dieses Phänomen so nicht zu beobachten.

Oft findet sich eine mögliche Erklärung in der Geschichte des Saarlandes! Vielleicht legten die „Französischen Wochen in Saarbrücken und im Saarland“, die von 1960 bis 1989 jährlich stattfanden, den Grundstein für diese Liebe. Vielleicht liegt in dieser 30-jährigen Geschichte auch der Grundstein für die Frankeichkompetenz der Saarländer und Saarländerinnen?

Bis 1969 warb der von Robert Stigulinszky gestaltete Zöllner für die „Französische Woche“
Bis 1969 warb der von Robert Stigulinszky gestaltete Zöllner für die „Französische Woche“

Die Französische Woche

„Die Französische Woche“ wurde erstmals im Frühjahr 1960 durchgeführt. Ziel war es, den Absatz von französischen Produkten im Saarland zu fördern. „Zollfreiheit“ hieß das Zauberwort ab 1959! Mit dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland blieb der zollfreie Handel zwischen Frankreich und dem Saarland bestehen. Die Saarwirtschaft sollte darüber gestützt werden und die in der Halbautonomiezeit aufgebauten Kundenbeziehungen nach Frankreich sollten erhalten beziehungsweise erweitert werden. Französische Produkte wurden exklusiv im Saarland um rund 20 Prozent günstiger als in der Bundesrepublik anboten. Organisiert wurde die „Französische Woche“ saarlandweit und gesamtgesellschaftlich: Oberbürgermeister, Landräte, Minister, der Saarländische Rundfunk, Industrielle, die verschiedenen Kammern und Wirtschaftsverbände bildeten ein 70-köpfiges Ehrenkomitee.

Schaufenster und die Lotterie

„Die Französische Woche“ im Saarland war ein umfassendes Schaufenster Frankreichs. Gleich zu Beginn im Jahr 1960 beteiligten sich saarlandweit mehr als 1.500 Geschäfte mit originellen Schaufensterdekorationen. Die Begeisterung des Handels hielt über die Jahre an. Rund 2.000 Geschäfte nahmen jährlich teil. Die schönsten Schaufenster wurden prämiert. Die Geschäfte verkauften Lose und die Preise waren überaus attraktiv. Zu gewinnen gab es Autos der Marke Peugeot oder Citroën, Frankreichreisen und hochwertige Präsentkörbe gefüllt mit französischen Lebensmitteln.

Alles nur vom Feinsten! Foto Gerd Schulthess / Stadtarchiv Saarbrücken
Alles nur vom Feinsten! Foto Gerd Schulthess / Stadtarchiv Saarbrücken

Champagner, Käse und Chanson

Die Saarländer lernten schon in der Autonomiezeit von 1947 bis 1955 französisch essen und trinken: Champagner und Austern, Cognac, Käse und Weine der besten französischen Lagen. Das Sortiment der Lebensmittelgeschäfte, besonders in Saarbrücken, war beeindruckend. Was in Deutschland als absoluter Luxus galt, war im Saarland fester Teil des Lebensmittelangebotes. Die Saarländer wurden Gourmets und sie interessierten sich immer mehr für das Nachbarland. Man reiste nach Paris und an die Côte Azur, manche sogar mit dem Fahrrad. Viele sprachen gut Französisch, bedingt durch die Geschäftsbeziehungen und die zahlreichen Reisen.

Frankreichkompetenz

„Die Französische Woche“ verstärkte das Frankreichinteresse der Saarländer. Man warb für den Tourismus, stellte einzelne Regionen in Frankreich vor. Zum Bildungsangebot gehörte natürlich auch die französische Kultur. Schwerpunkte waren das französische Chanson und das Kino in Frankreich. Regisseure wie Claude Chabrol, François Truffaut und Jean-Luc Godard waren damals internationale Größen. Es gab kleine Filmreihen und man schaute in Saarbrücken im Programmkino „Camera“ ganzjährig französische Filme in der Originalfassung mit deutschem Untertitel. So kam auch aus Lothringen der ein oder andere Kinobesucher nach Saarbrücken.

Ausschnitt der Saarbrücker Zeitung aus dem Jahr 1973 aus der Ausstellung im Stadtarchiv Saarbrücken
Ausschnitt der Saarbrücker Zeitung aus dem Jahr 1973 aus der Ausstellung im Stadtarchiv Saarbrücken

Eine sehenswerte Ausstellung zur Geschichte der „Französischen Wochen in Saarbrücken und im Saarland“ zeigte das Saarbrücker Stadtarchiv.

geschrieben von: susanne, am 24.04.2018

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