Wer ist Bernhard Leonardy?

Das Foto zeigt Bernhard Leonardy im Atelier von Gerhard Richter in Köln. Der Fotograf des Bildes ist Frank Bredel.

Bernhard Leonardy stammt aus einer bekannten Künstlerfamilie in Saarbrücken. Sein Vater ist der Pianist Robert Leonardy und seine Mutter ist die Malerin Inge Leonardy, geborene Jochum. Die Musik wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. „Man muss sich das bei mir so vorstellen, wie bei anderen, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind und regelmäßig die Tiere füttern. So wuchs ich mit dem Klavier auf“, erzählt Bernhard Leonardy.

Im Alter zwischen sechs und acht Jahren übte Bernhard nicht mehr gerne. Er wollte lieber Fußball spielen mit seinen Freunden. Als Alternative zum Klavier üben boten ihm seine Eltern Kirchenbesuche an. Hier war er begeistert vom Klang der Orgel. Bei einem Konzert von Jean Anglais in der Benediktinerabtei Tholey im Jahr 1983 wurde ihm bewusst: „Ich habe meine Berufung und meinen Beruf gefunden!“ Nach diesem Orgelkonzert setzte sich Leonardy ein bemerkenswertes Ziel: „Ich möchte auch einmal auf der Orgel in der Benediktinerabtei in Tholey ein Konzert spielen!“

Die Benediktiner Abtei Tholey im Frühling.  Foto: Bonenberger & Klos
Die Benediktiner Abtei Tholey im Frühling. Foto: Bonenberger & Klos

Nicht nur dieses Ziel hat Bernhard Leonardy längst erreicht.

Er wurde Meisterschüler bei Paul Schneider und Daniel Roth. Neben seinem Studium der Kirchenmusik legte er die Konzertreifeprüfung für Orgel ab. Zusätzlich studierte er an der Musik-Akademie der Stadt Basel Musikwissenschaft, Pädagogik und Didaktik der Konzertpraxis in der Solistenklasse von Daniel Chorzempa, wo er das Solistendiplom mit Auszeichnung erhielt. Bernhard Leonardy gewann unter anderem 1993 den Musikpreis der Landeshauptstadt Saarbrücken und 1997 den Grand Prix Jean Langlais de la Ville de Paris. Neben seiner Tätigkeit als Basilikakantor in der Basilika in St Johann ist er heute als Konzertorganist und Dirigent international gefragt. Er leitet das Internationale Orgelmusikfestival“ Orgues sans frontières“ und ist Intendant der Musikfestspiele Saar, die sein Vater ins Leben rief.

Ein Wegbereiter

Leonardy hat sich immer viel zu hohe Ziele gesetzt. Er hat viel zu schwere Stücke gespielt. Am Anfang steht bei ihm eine Idee und er versucht, zu vorliegenden Noten etwas Unkonventionelles hinzuzufügen. Beispielhaft steht eine Sonate von Mendelssohn. Jeder Student hat sie geübt und gespielt. Bernhard Leonardy hat sich jedoch überlegt, wie man das Stück anders spielen kann: Schneller, vielleicht affektierter, mehr künstlerisch. Zudem ging er der Frage nach, wie es wäre, wenn Mendelssohn diese Sonate heute auf einer Orgel spielen würde. Leonardy ist sich sicher, Mendelssohn hätte das Stück gerne auf einer Barockorgel gespielt. Durch diese Annahme stand für ihn fest, die Sonate von Mendelssohn auf der schönsten Barockorgel in Deutschland in der Benediktinerabtei in Neeresheim spielen zu wollen. Er spielte das Konzert auf CD ein und es gelang ihm eine neue Interpretation. Ein Wegbereiter.

Erfolgsgeheimnis

Für Leonardy sind seine CD-Einspielungen Meilensteine. Nach Fertigstellung möchte er sie sich allerdings nicht mehr anhören, da er die Stücke heute anders interpretieren würde. Leonardy ist faziniert von dem Orgelklang im Raum. Nicht nur der Komponist mit seinem Werk ist für ihn eine Herausforderung, sondern auch jede Orgel. Jede klingt anders, man muss sie immer wieder neu votieren, auf einen anderen Chor einstellen. Leonardy formulierte es so: „Man muss das Instrument adaptieren an die Räume der Kirche. Manchmal hat man einen Zwölf-Sekunden-Hall, mal gar keinen. Manchmal muss man die Betonungen stärker spielen, wenn man beispielsweise einen schwer zu durchdringenden Raum hat.“

Nervös ist Leonardy vor einem Konzert nicht. Er rät Erfolgssuchenden: „Wenn man sich sicher ist, dass man es kann, ist man auch nicht nervös. Keine Arroganz, aber eine gewisse positive Hybries sollte man schon an den Tag legen. Man muss, glaube ich, auf die Bühne gehen und zu sich sagen: Ich bin der Allerbeste! Nicht an sich zweifeln! Ich zeige euch jetzt mal wie es geht! Wenn ich das nicht mehr zu mir sagen kann, dann höre ich auf zu spielen. Ich habe immer versucht, Schritte zu überspringen. Ich glaube letztlich ist dies auch (m)ein Geheimnis, wie man etwas erreichen kann. Zudem war und ist mir wichtig, persönlichen Kontakt zu den Menschen zu bekommen. So habe ich vielen wichtigen Menschen Briefe geschrieben, um auftreten zu dürfen. Im persönlichen Gespräch mit den Menschen ist vieles viel einfacher“.

Leonardy setzt sich vehement für den Fortbestand der Kirchenmusik ein. Er ist kein katholischer Missionar, kein Vorzeigechrist auf seinem Lebensweg. Aber er denkt, die Kirchenmusik eröffnet dem Mensch eine spirituelle Dimension. Er beschrieb es so, dass die Orgel ja als Königin der Instrumente gilt. Sie vermittelt wie kein anderes Instrument durch ihren Klang, der nicht endet, einen Ewigkeitscharakter. Orgelmusik gibt für Leonardy ein besonderes Statement ab. Sie kann Botin sein, die den Menschen lehrt, ihnen eine höhere Idee zu geben, wie Menschen miteinander umgehen können. Es braucht Kirchenmusik, die große Traditionen kennt, es braucht die größten Künstler, die uns vielleicht etwas Weises zu sagen haben. Die Musik, die Leonardy spielt, lehrt diese Empfindsamkeit, genaues Hinhören, Verästelungen der kleinen Tendenzen nachzuverfolgen, alles was man in der heutigen Zeit dringend braucht. Leonardys Medikament gegen Fake News ist die Orgelmusik.

Wollten Sie die Orgel eigentlich schon mal an den Nagel hängen?
„Nein. Klar brauche ich für neuen Input mal einen anderen Wind. Ich mag Waldspaziergänge im Nebel. Das hat für mich etwas Meditatives, dabei komme ich zu meinen Wurzeln. Ich schlendere gerne über Flohmärkte und interessiere mich für Oldtimer. Und wenn es mir zu dicke kommt, fahre ich weg, ganz woanders hin und komme dann wieder gut gelaunt zurück an meine Orgel.“

Danke, Herr Leonardy für den Einblick in Ihr Leben und die Welt der Orgelmusik.

geschrieben von: sabine, am 11.05.2021

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