Neues Sehen durch Kunst!

Die Rauminstallation „Corteccia“ von 1983 ist erstmals in Deutschland im Saarlandmuseum Moderne Galerie Saarbrücken zu sehen. Foto: Giuseppe Penone, Corteccia, 1983, Terrakotta, Bronze, Eisen, Holz 130x700x700cm circa, Privatsammlung ©VG Bild-Kunst, Bonn 2019. Foto: Archivio Penone

Die Kunstausstellung „Giuseppe Penone“ im Saarlandmuseum Moderne Galerie Saarbrücken besaß eine geheime Kraft der veränderten Wahrnehmung, die sich plötzlich entfaltet und das Sehen verändert. Der italienische Künstler Penone gehört zu den einflussreichsten und bedeutendsten Künstlern weltweit, doch diese Tatsache allein verändert ja noch nichts Grundlegendes.

Es sind seine Bäume, von denen eine magische Kraft der Veränderung ausgeht. Im 14 Meter hohen Ausstellungsraum des Erweiterungsbaus der Modernen Galerie hängt und steht die 20teilige Werkgruppe „Ripetere il bosco“, was so viel heißt wie „Den Wald wieder holen, den Wald zurückholen“.

Beim ersten Betrachten der Holzskulpturen wirkt die Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes hölzern, schlicht und nüchtern. Beginnt man sich jedoch auf Penones Kunst einzulassen und genauer hinzuschauen, dann eröffnet sich Ungeahntes. Penone schält behutsam aus den industriellen Balken aus Edeltannenholz den Baum heraus, der er einmal gewesen ist, mit seinem zarten Stamm und den Ästen. Er enthüllt die ursprüngliche Gestalt des Baumes und wandelt ihn in eine lebende Skulptur. Der Baum scheint gefangen und konserviert im Nutzholz. Seine Individualität taucht aus der Konformität heraus. Das Bäumchen wirkt regelrecht befreit, indem es seine ursprüngliche Form wieder annimmt. Dieser Anblick berührt und entfaltet sich.

Die eigentliche wundersame Wirkung von Penones Kunst erfahre ich jedoch erst, als ich die Ausstellung verlasse. Es beginnt schleichend und zart und wird dann groß und ergreifend: Ich sehe jegliches Holz, das mich umgibt, plötzlich völlig anders. In jedem Gegenstand aus Holz, sei es ein Tisch, ein Regal oder eine Wandvertäflung, entdecke ich einen Baum, der vor meinem inneren Auge Form annimmt. Meine Holzmöbel sind nun nicht nur mehr aus Holz, nein, sie lassen den Baum durchscheinen, aus dem sie entstanden sind. Eine neue Verbundenheit entsteht und ich empfinde eine Form von Respekt vor meinem Tisch, meinem Stuhl und meinem Bett - vor den Bäumen, die mich umgeben.

Was Kunst alles kann!

Die Ausstellung Giuseppe Penone war bis zum 28. Juni 2020 in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums in Saarbrücken zu sehen.

  • Für sein Lebenswerk erhielt Penone 2014 die wohl höchste Auszeichnung, die ein zeitgenössischer Künstler geehrt werden kann, den Praemium Imperiale des japanischen Kaisers. Foto: James Ewing Photography

  • Die Installation von Giuseppe Penone in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums.©VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: Oliver Dietze / Stiftung Saarländischer Kulturbesitz

  • Giuseppe Penone, Albero in torsione destra, 1989, Lärchenholz, 741,6 x 29,2 x 33 cm, Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: Paolo Mussat Sartor

geschrieben von: susanne, am 05.08.2019

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