Wenn alle 99 Uhren entsprechend eingestellt wären, würde es zu jeder vollen Stunde im Uhrenmuseum „La Pendule“ in Blieskastel eine Welle aus Glockenklang, Gongschlägen, und Kuckucksrufen geben und auch die Pendel würden alle gleichmäßig schwingen im Takte.
Bereits Leonardo da Vinci und Galilei beschäftigten sich mit den gleichmäßigen Schwingungen eines Pendels. Doch es war Christian Huygens (1629 – 1695), ein niederländischer Physiker und Mathematiker, der die erste Pendeluhr baute. Die Pendeluhr ist also eine Erfindung des 17. Jahrhunderts. Das 1657 erstmals bei einer Uhr als Gangregler verwandte Pendel führte zu einer deutlichen Optimierung und Verbesserung der Ganggenauigkeit der Uhren.
Uhren aus einer prunkvollen Zeit
Paris war im 18. Jahrhundert Zentrum, Produktionsstätte und Umschlagplatz von Luxusgütern für ganz Europa. Nicht verwunderlich, schließlich regierte Sonnenkönig Ludwig der XIV. In vielem setzte er neue Maßstäbe, seinen Herrschaftsanspruch präsentierte er beispielhaft mit dem Bau des prunkvollen Schlosses in Versailles. Er galt als größter Kunstförderer aller Zeiten. Und Uhren waren auch schon zu jener Zeit nicht nur Instrumente mit Glockenklang, welche die Zeit anzeigen, sondern auch wunderschöne Kunstwerke, die zur Verschönerung der Räume beitrugen. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, dass kunstvolle Pendeluhren auch die Räume seines Schlosses einst zierten. Aufgrund der hohen künstlerischen Umsetzung und der mit handwerklicher meisterhaft hergestellten Gehäuse fanden diese nämlich Anklang in ganz Europa. Und daher gehören sie heute zu den Prunkstücken vieler Museen, so auch im Uhrenmuseum in Blieskastel.
Prachtpendulen hingen im Blieskasteler Schloss
Uhren sind immer auch Zeitzeugen wirtschaftlicher, politischer und kultureller Entwicklungen. Gerade die französischen Exponate spiegeln die dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen wider. Mir fällt in der Ausstellung ein Ziffernblatt mit drei goldene Herzen auf. Man kann annehmen, dass das Ziffernblatt ursprünglich mit Lilien bemalt war. Die Lilien stehen für das französische Königshaus. Um diese Uhr behalten zu dürfen und nicht als Royalist hingerichtet zu werden, übermalte man während der französischen Revolution in Frankreich diese Gestaltungselemente bei Uhren.
Das Blieskasteler Uhrenmuseum zeigt etliche Relikte aus der Zeit des Sonnenkönigs Louis XIV und aus der napoleonischen Epoche. Alle vereint im Aussehen der Uhrendreiklang mit folgenden Elementen: Sockel, Uhrzeiger-Gehäuse und Deckel. Bei manch einer thront darüber noch die Ruferin. Solche Prachtpendulen aus Paris waren auch im Blieskasteler Schloss der Grafen, späteren Fürsten von der Leyen aufgestellt. Highlight der Ausstellung ist für mich ein kleiner meisterhaft hergestellter Sockel, der mit aller Wahrscheinlichkeit von Andre Charles Boulle angefertigt wurde.
Künstlerische Vielfalt
Vielfach sind die Uhren nach den Wünschen und Vorstellungen der Kunden und Käufer angefertigt worden. Zu sehen sind filigran gearbeitete Messingbeschläge und Einlegearbeiten, aber auch zahlreiche meisterlich gearbeitete vergoldete Bronzegüsse mit Allegorien und Darstellungen aus der griechischen Sagen- und Götterwelt.
Bei einer 2,10 Meter hohen Standuhr, deren Korpus aus Rosenholz hergestellt ist, sind die Ecken vergoldet und am oberen Ende des Gehäuses sieht man einen sogenannten Puppenkopf. Sehenswert sind auch die unterschiedlichen Zeiger, der Mondkalender und die Uhr mit dem Fünf-Zack-Stern. Und last not but least, welche Uhr in keinem Uhrenmuseum meiner Meinung nach fehlen darf, die Kuckucksuhr! Sie ist in Deutschland hergestellt und fällt schon rein stilistisch aus dem Rahmen. Und beim längeren Betrachten der schwingenden Pendel finde ich hier ganz nebenbei auch mein inneres Gleichgewicht. ;-))
Das mittlerweile verstorbene Stifterpaar der schönen Uhrensammlung stammt aus Saarbrücken und möchte namentlich nicht genannt werden. Sie gaben aber bekannt, dass sie zu Lebzeiten enge Beziehungen nach Blieskastel pflegten.