Frau Unverpackt.

Schluss mit der Ohnmacht.

Im letzten Blogbeitrag, sprach ich noch darüber, dass ich mich oft ohnmächtig mit der Frage konfrontiert sehe. „Ich allein kann doch die Welt nicht retten?“. Ohnmächtig fühle ich mich nicht mehr.
Im Gegenteil.

Ich schreite zur Tat.

Ich schaue mir meinen Müll an. Schluss mit den Ausreden! Es steht fest, wir produzieren immer noch viel zu viel Müll. Die Zeit ist gekommen, sich selbst an die Nase zu fassen: Ich muss ab sofort Müll vermeiden.

Wer oder was kann helfen?

Ich muss zu Birgit Klöber. Sie hat ihren Müll seit längerem fest im Blick: Grüne Tonne 120 Liter, alle zwei Wochen; eine Restmülltonne 120 Liter, alle vier Wochen unnd vier gelbe Säcke alle zwei Wochen. Dazu kommt noch die Pappe. Die Rede ist nicht von ihrem Privatmüll. Birgit Klöber ist Besitzerin des Unverpackt Ladens in Saarbrücken. Diese Müllauflistung bezieht sich auf ihren Lebensmittel- Einzelhandelsladen. Hier gibt es rund 600 Artikel zu kaufen von frischem Obst bis hin zu Waschmittel über Bücher bis Zahnbürsten. Das Konzept heisst Precycling und Recycling: Beim Einkauf erst gar keinen Müll entstehen zu lassen. Zum Einsatz kommen dabei leere Dosen, Büchsen, Tüten, Flaschen – immer wieder! "Hier im Unverpackt Laden Saarbrücken wird auf Plastik und auf Verpackungen so gut es geht verzichtet", klärt mich Birgit Klöber auf.

Obst und Gemüse aus der Region, alles unverpackt. Foto: Sabine Caspar
Obst und Gemüse aus der Region, alles unverpackt. Foto: Sabine Caspar

Also, der Kunde nimmt von zu Hause saubere Behälter mit, wiegt diese leeren Behälter ab, befüllt sie und am Ausgang werden die vollen bezahlt. Folglich bezahlt man nur das, was in den Behältern landet.

Zu finden sind hier viele Spender zum Selbstabfüllen: Erbsen, Linsen, Nudeln, Reis, Kaffee oder Müsli.

„Ich erhalte die Ware von Großlieferanten in 25 Kilo Säcken. Ich hinterfrage viel, passt das Produkt zu meinem Konzept? Brauchen die Kunden diese Ware? In vielen Bereichen setze ich auf regionale Waren, so zum Beispiel sind die Eier aus Bliesransbach und ich weiß um die Top Haltung. Ich verkaufe Linsen aus dem Saarland. Quark und Joghurt, sowie der Käse stammen aus Blieskastel. Die Qualität meiner Ware ist mit Bioläden vergleichbar“, führt Birgit Klöber weiter aus.

Die NachfüllBar Unverpackt Saarbrücken

Seit 3. Juni 2017 kann man in Saarbrücken unverpackt einkaufen, dank Birgit Klöber. An diesem Tag feierte sie Eröffnung.

Wie kamen Sie zu dieser Idee, ein solch nachhaltiges Geschäft zu eröffnen?

"In den 80er Jahren habe ich Greenpeace unterstützt. Ich wurde auch öfter belächelt, mit Sätzen wie “Du wählst bestimmt die Grünen“. Ich ging auf Demos wegen dem sauren Regen. Der Gedanke bewusst mit unseren Ressourcen umzugehen, war mir nie fern. Doch ich habe nie daran gedacht, mich selbständig zu machen. Auch wusste ich nie, ob das mal gut geht? Ich wagte es es einfach".

Foto: Sabine Caspar
Foto: Sabine Caspar

Mittlerweile hat Birgit Klöber zehn Angestellte, zwei Lehrlinge, eine Halbtags- und mehrere Aushilfskräfte und Praktikanten(innen). Gelernt hat sie Restaurantfachfrau und Industriekauffrau und sie war immer in einem Angestelltenverhältnis. "2015 riss mich eine Erkrankung aus meinem Alltag. In mir stieg der Wunsch auf, etwas Sinnvolles zu machen. In der Reha las ich in einem Greenpeace Magazin vom Unverpackt-Konzept und dem Unverpackt-Laden in Berlin. Ich dachte sofort: Das ist sinnvoll, das ist doch ebbes guddes“, erinnert sich Birgit Klöber lebhaft. Dann fügte sich alles. Ihr Freund lieh ihr Geld, über ein Croundfunding kamen 20.000 Euro hinzu. Diese Unterstützer waren dann auch bei der Eröffnung ihre ersten Kunden. Mit der Lage des Geschäfts ist sie bis heute sehr zufrieden, denn von Anfang an wollte sie etwas versteckt und abseits liegen. Ihr Ziel war nie die Laufkundschaft, sondern Kunden, die gezielt Müll vermeiden und hochwertige Ware einkaufen wollen. Heute kommt die Kundschaft von überall im Saarland, aber auch aus Frankreich. Birgit Klöber steht in engem Austausch mit ihrer Kundschaft. So gibt es ein Wünschebuch und wenn drei Kunden dasselbe Produkt notieren, überprüft sie, ob es passt und schaut, dass das Produkt bei ihr im Laden einen Platz in den Regalen findet.

Birgit Klöber, Inhaberin des Unverpackt Laden in Saarbrücken Foto: Sabine Caspar
Birgit Klöber, Inhaberin des Unverpackt Laden in Saarbrücken Foto: Sabine Caspar

Allein auf weiter Flur oder gut vernetzt?

Birgit Klöber ist gut vernetzt, unter anderem mit Foodsharing, Faire Trade, Greenpeace und dem Ernährungsrat.
Oder dem Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V., dieser veranstaltet zum Beispiel einen konsumkritischen Rundgang in Saarbrücken:"Die schauen dann natürlich auch bei mir vorbei. Mich besuchen auch viele Kindergärten und Schulklassen. Ich erinnere mich an ein Kindergartenkind, welches mal mit ihrer Gruppe hier war, das Thema war „gesundes Frühstück“. Ein halbes Jahr später benötigte das Kind für ein gesundes Frühstück Zutaten. Das Kind wollte unbedingt die Zutaten bei mir im Laden kaufen. Das Kind schlug Rabbatz, so dass sich die Mutter mit dem Kind auf den Weg machen musste. Das Kind wusste sogar noch die ganze Wegstrecke von zu Hause an. Sogar Saarbahn mussten sie fahren. Wir veranstalten viele nachhaltige Workshops, laden Referenten ein, die spannende Vorträge halten. Wir sind über die Jahre zu einer Gemeinschaft gewachsen und unterstützen uns gegenseitig, um unsere nachhaltigen Anliegen nach außen zu tragen".

Meine Frage jetzt: "Was passiert eigentlich mit den Lebensmittelresten?"

„Das ist selten der Fall, bei frischem Gemüse oder Obst häng ich dann schon mal ein Schild dran, „Gib was es dir wert ist“ oder ich gebe es an Obdachlose weiter. Nicht nur ich als Verbraucherin kann etwas tun, sondern auch die Lieferanten. Was mich besonders freut, wir Unverpackt-Läden sind ja keine Kette, jeder ist für sich autark. Aber dennoch sind wir gut vernetzt und tauschen uns aus. So konnten wir zusammen schon den ein oder anderen Lieferanten davon überzeugen noch nachhaltiger zu werden. Unser Nudellieferant ist von großen Plastiksäcken auf große Papiertüten umgestiegen. Und die Kanister für Waschmittel und Seife brauchen nicht mehr in den gelben Sack, sondern werden vom Produzenten wieder abgeholt und einfach wieder neu befüllt", berichtet Birgit Klöber erfreut.

Sensationell !!!

Der Grundgedanke der Unverpackt-Läden überträgt sich auf die Lieferanten. Angebot und Nachfrage bestimmen die Lieferkette und ich entscheide mit meinem Einkauf als Konsument, wo die Reise in Zukunft hingeht!

Fazit.

Bei Birgit Klöber kann man nachhaltig und plastikfrei einkaufen. Sie informiert und gibt gern Hilfestellung. Sie will niemanden belehren und empfiehlt denjenigen, die immer mehr plastikfrei einkaufen möchten, dies langsam anzugehen. Man sollte sich informieren, welche Produkte es gibt und was man ersetzen kann. Wenn das Shampoo ausgeht oder die Haferflocken alle sind, sollte beim nächsten Einkauf möglichst ohne Verpackung eingekauft werden.

Schritt für Schritt. Ich bin dran.

Wir schaffen gemeinsam die Wende: von Verpackt in Unverpackt!
Lieben Dank für die unverpackten Möglichkeiten, Frau Unverpackt Saarbrücken, liebe Birgit Klöber ;-))

geschrieben von: sabine, am 20.11.2019

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