Ei, wer sitzt denn do!

Ich gehe näher heran. Ein Mann aus Stroh.

Ei, wo kommt der denn her?

Er sitzt weit oben, etwas verdeckt an der Häuserwand. Warum ist er hier? Warum wurde er hier angebracht und wer hat ihn ausgerechnet hier platziert?

Nun erblickt auch die Frau an ihrer Häuserfront den Strohmann ! Sie ruft laut: „Mist, jetzt hab ich ihn doch gekriegt, den Strohmann! Ich will ihn nicht, er muss schnell weg!

Haben sie eine Leiter?" fragt sie mich. „Nein, leider nicht, wieso?“, frag ich. „ Nicht so schnell, ich find den Mann irgendwie niedlich“!

Sie aber definitiv nicht. „Nein, er muss weg. Es muss doch wirklich nicht der ganze Ort wissen, dass ich keinen hab. Und außerdem, was noch nicht ist, kann doch noch werden! Wenn ich den erwische, der das gemacht hat!!“

Sie ärgert sich fürchterlich und schüttelt den Kopf. Sie sagt laut mehr zu sich selbst als zu mir: „Es ist doch gar nicht schlimm. Ich bin 30 Jahre alt und eben ledig.“

Da hat sie Recht. Ich finde, ihre Situation auch nicht schlimm oder ungewöhnlich. Ich muss zugeben manchmal träume ich, frei und ungebunden zu sein und natürlich wieder wie die Hausbesitzerin hier, um die 30 Jahre alt zu sein! Das wär´s!

Mehrere Passanten bleiben stehen und betrachten den Mann aus Stroh.

Mir fällt besonders ein älterer Herr auf. Er schaut schelmisch und irgendwie aufgeregt. Er spricht mit der Frau. Sie scheinen sich zu kennen, sie reden vertraut. Er versucht sie zu beruhigen und fragt: „Warum ärgerst du dich so? Das ist doch ein uralter nett gemeinter Brauch." NETT! Sicher nicht. Er klärt lautstark und somit auch mich auf: „ Der Strohmann symbolisiert, dass eine Frau hier alleine lebt. Zudem macht die Gestalt aus Stroh hier aufmerksam, dass man einen Mann sicher gut gebrauchen kann“.

Für mich, ist das eher eine Provokation. Als wenn die Frau nicht alleine klarkommen würde! Sowas, das ist richtig frech?! Die Frau versucht ärgerlich den Strohmann zu entfernen.

Er beruhigt jedoch weiter: „Dieser Brauch hat eine weitere ganz bestimmte Mission.“ Er schmunzelt, besonders als ein attraktiver ca. 30 jähriger Mann der Frau zu Hilfe eilt. Dieser junge Mann strahlt über das ganze Gesicht.

Na endlich, meint der ältere Mann! Die Zwei reden miteinander! Mission erfüllt, die Zwei reden miteinander.

Die Mission ist dafür da meint er speziell zu mir: „Lebenssituationen zu verändern, Menschen näher zu bringen. Gerade auch wenn man merkt, dass zwei sich mögen, aber sich nicht trauen den ersten Schritt zu tun. Da muss man doch weiterhelfen!“

Das stimmt und bei den Beiden knistert nicht nur das Stroh des Strohmann, stelle ich jetzt vergnügt fest.

Eine Anmerkung habe ich jedoch: „Was ist mit der Gleichberechtigung?"  „ Natürlich gibt es auch die Strohfrauen!

Man muss nur eins bei diesem Brauch beachten. Das ganze Jahr kann man basteln an der Strohfrau oder dem Strohmann. An die Häuserwand anbringen darf man sie jedoch nur in der Hexennacht, sonst wirkt der Brauch nicht",  meint er und lacht!  

geschrieben von: sabine, am 02.05.2016

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Kommentare

  • lena

    • vor 8 Jahre
    ich sehe an diesem Brauch auch nichts Frauenfeindliches , ich finde ihn eher rührend... Er kommt aus einer Zeit, in der es nunmal so war, dass die Frauen mehr vom Mann abhängig waren- das heißt ja nicht, dass die Strohmänner das heute auch noch repräsentieren. Der ältere Herr hat Recht, Mann und Frau kommen heute so einfach ins Gespräch. Nur weil eine Frau einen Mann braucht, heißt das ja nicht gleich, dass sie komplett existenziell abhängig von ihm ist. Man kann einen Menschen auch brauchen in Bezug auf Gesellschaft und Zuwendung :)

    Liebe Grüße aus Kastelruth

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