Ei guggn mo do! Seit dem 11. Juli 2019 zieren die Saarlodris insgesamt acht Ampeln des Fußgängerüberwegs zwischen Alter Brücke und St. Johanner Markt in der Innenstadt von Saarbrücken. Springt die Ampel auf Grün, ist Vater Saarlodri in einer Laufpose zu sehen. Bei Rot breitet Saarlodri-Mama die Arme aus. Zwischen 1984 und 2008 wurden die beliebten kleinen grünen Männchen als saarländisches Pendant zu den Mainzelmännchen des ZDF als Werbetrenner im Fernsehen des Saarländischen Rundfunks eingesetzt.
Die steile Karriere im SR
Die Zeichentrick-Familie der kleinen Männchen mit Salathaar und –Kleidung wurde erstmals im November 1984 ausgestrahlt und bestand aus Vater, Mutter und Sohn. Was der Name Saarlodris bedeutet, ist nicht genau bekannt. Infolge der Ausschreibung eines Wettbewerbes des Saarländischen Rundfunks wurden Saarländerinnen und Saarländer aufgerufen, Namensvorschläge einzureichen. Neben Wusselchjer und Mäckesjer setzte sich der Name Saarlodris schlussendlich durch. Vermutlich beinhaltet er ein Wortspiel aus den begriffen Saar(land) und Hallodri. Gezeichnet wurde die Familie anschließend von Gerhard Hahn, der auch Produzent von Bibi Blocksberg, Werner und Benjamin Blümchen ist. Seiner Aussage nach tragen die Figuren Salatblätter, um auf den großen Baumgestand des Saarlandes aufmerksam zu machen. Die Stimmen der Saarlodris mussten aber natürlich von echten Saarländern stammen. Dafür fand man das Schlagerduo Cindy & Bert aus Völklingen, die die Figuren sprechen und singen ließen. Die Lieder der Saarlodris wurden von Bert selbst komponiert, eingespielt und aufgenommen. Vor und nach jeder Werbeunterbrechung waren die Saarlodris zu sehen und erfreuten sich schnell großer Beliebtheit.
Mir sin' die Saarlodris, doh guggen 'er, ei joh, die Mamma, der Babba und ich bin ah' noch doh!
Der Erfolg und die Sympathie für die kleinen Männchen des SR war so groß, dass die Familie Nachwuchs bekam und um ein Mädchen anwuchs, das das Trio zu einem Quartett komplettierte.
Die Geschichte mit den Senfgläsern
Die kleinen grünen Wesen sind vielen Menschen außerhalb des Saarlandes fremd, jedoch nicht unbekannt. Im Saarland hingegen waren die Saarlodris Kult. Jeder kannte sie, jeder mochte sie. Deshalb brachte der SR viele Merchandising-Produkte auf den Markt. Wohl am Bekanntesten waren die Senfgläser des französischen Herstellers Amora, die eine Zeit lang mit den Saarlodris bebildert wurden. Ich kann mich noch genau an diese Gläser, die zu meiner Kindheit erschienen sind, erinnern. Nahezu jeder Haushalt meiner Familie hatte eines der Senfgläser als Trinkglas im Schrank stehen, obwohl wir nicht im Saarland wohnten. Zugegeben – wir waren geographisch nicht weit von den Landesgrenzen entfernt, aber dennoch wusste ich damals nicht, was es mit den Figuren auf sich hatte. So ergeht es vielen bis heute noch und als die Ampel überregional bekannt wurde, entdeckten die Menschen in ganz Deutschland ausgespülte Senfgläser in ihren Schränken und zeigten dies auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken.
Nette Idee, aber was bringt das?
Die Idee, Ampeln mit wichtigen Personen, Kulturgut oder Wahrzeichen der Region bzw. der Stadt zu schmücken, ist allerdings keine neue. Emden zeigt einen bei Grün hüpfenden und bei Rot stehenden Otto Waalkes. Auch sein Entwurf des Ottifanten ist als Ampel in der Geburtsstadt des Komikers zu finden. Trier hat einen Übergang, der von Karl-Marx geregelt wird, in Mainz leuchten die Mainzelmännchen, in Worms steht oder läuft Martin Luther. Und das zahlt sich aus: Die Fußgängerüberwege werden verstärkt aufgesucht, sind zu Eyecatchern geworden und ziehen sogar Touristen an. Die Motive stehen für die Stadt, sind Wahrzeichen und Identitätsstiftend. Das diese Ideen umgesetzt werden, überrascht und freut mich zugleich. Unsere in Deutschland so strenge Straßenverkehrsordnung lässt zu, dass Entscheidungsträger den Gedanken, dass es doch lustig und schön wäre, Saarlodris oder eben andere Motive als Ampelmännchen einzusetzen, umsetzen können. Man kann nicht bestreiten, dass bei dem Gedanken, die einem beim Blick auf die Ampel durch den Kopf gehen, nostalgische Emotionen wie Heimatverbundenheit und somit auch Zufriedenheit ausgelöst wird, begleitet von einem Schmunzeln. Und das ist eine klasse Idee - egal, wer zuerst darauf kam.