Der Bliesgau Weltacker - gemeinsam eine nachhaltige Zukunft gestalten

Der Bliesgau Weltacker von oben. Foto: Paula Jacob.

Stellen wir uns vor, jeder von uns hätte 2.000 Quadratmeter zur Verfügung und jeder müsste auf dieser Fläche alles anbauen, was er zum Leben braucht: Gemüse, Obst, Getreide, Futter für die Tiere und Rohstoffe für Kleidung und Konsumgüter. Genau diese Annahme steht im Mittelpunkt vom Bliesgau Weltacker. Wie viel Ackerland steht jedem Menschen weltweit zur Verfügung, um seine Ernährung und die Produktion von Konsumgütern zu sichern?

Die Antwort ist schnell gefunden: Bei einer Weltbevölkerung von rund 8 Milliarden Menschen sind das 2.000 Quadratmeter pro Person. Klar, dass es kein Zufall ist, dass der Bliesgau Weltacker genau diese 2.000 Quadratmeter misst.

Der Bliesgau Weltacker liegt in Blieskastel-Wolfersheim mitten im UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau auf dem Hof Sonnenbogen. In den Jahren 2021/22 wurde mit der Bewirtschaftung des Ackers begonnen. Möglich wurde das Projekt, weil Hannes Ballhorn vom Hof Sonnenbogen dem Verein, der sich 2023 für dieses Projekt gegründet hat, die 2000 Quadratmeter zur Verfügung stellt. Zudem enganiert er sich federführend für den Bliesgau Weltacker.

„Indem wir genau diese Fläche sichtbar machen, wird greifbar und erlebbar, wie viel jeder Einzelne von uns im Jahr an Nahrungsmitteln und Rohstoffen zur Verfügung hat", so Paula, zweite Vorsitzende des Bliesgau Weltacker e.V.

Paula und Hannes vom Verein des Bliesgau Weltackers e.V. Foto: Gudrun Ballhorn

2.000 Quadratmeter Anbaufläche! Beeindruckend, hier finden wir nicht nur Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Reis, sondern über 45 Kulturpflanzen, auch Futtermittel für Tiere, Pflanzen zur Ölgewinnung und Rohstoffe für Kleidung wie Baumwolle.

Die Anbauflächen sind nach den globalen Anbauverhältnissen auf die verschiedenen Kulturen aufgeteilt.

"Hof Sonnenbogen und somit auch der Bliesgau Weltacker orientiert sich an den Richtlinien der Permakultur und versteht sich somit als Partner und Freund der Natur. Das sieht man auch an den vielen Nützlingen wie Igel oder Regenwürmer. Trotz des vielen Regens im Frühjahr hatten wir nicht viele Schnecken. Erst kürzlich ist mir eine Blindschleiche in die Arbeitsstiefel gelaufen. Da habe ich gelacht, jetzt habe ich sogar eine Kultur in meinen Stinkstiefeln. Und den Reis hier werden wir ernten und dreschen und einen Namen haben wir auch, wir nennen ihn
„Saarpfalz-Reis“, so Hannes fröhlich.

Spaghetti Napoli oder Spaghetti Bolognese?

"Gibt es bei Dir zum Mittagessen Spaghetti Napoli oder Spaghetti Bolognese? fragt mich Hannes. Beides sehr lecker, antworte ich. "Vorsicht", sagt Hannes. Das ist ein großer Unterschied!"

Das Flächenbuffet im Weltacker zeigt uns, wie viele Quadratmeter Ackerland für die Produktion verschiedener Mahlzeiten benötigt werden. Der Ackerflächenbedarf für Spaghetti Napoli ist im Vergleich zu Spaghetti Bolognese relativ gering. Typischerweise werden für die Herstellung von Spaghetti Napoli vor allem Weizen für die Nudeln und Tomaten für die Soße benötigt. Spaghetti Bolognese verbrauchen dagegen fünfmal so viel Fläche. Denn neben Weizen und Tomaten ist auch Rindfleisch enthalten. Rindfleisch hat einen sehr hohen Flächenverbrauch, da für die Aufzucht der Tiere große Mengen an Futterpflanzen wie Soja und Getreide benötigt werden. Mit dieser anschaulichen Methode wird angeregt, den eigenen Konsum zu hinterfragen und eventuell die Ernährungsgewohnheiten in Richtung einer ressourcenschonenden, pflanzenbetonten Ernährung zu verändern.

Wir entscheiden uns für Spagetti Napoli

Wir können und dürfen prüfen, wo wir sparen können. Uns die Frage stellen, welche Alternative habe ich. Wenn wir uns bewusstmachen, dass jeder Quadratmeter zählt, können wir unseren Umgang mit Lebensmitteln, Kleidung und Konsumgütern grundlegend überdenken.

Wer mehr Gemüse isst, reduziert seinen Flächenbedarf erheblich. Foto:
Wer mehr Gemüse isst, reduziert seinen Flächenbedarf erheblich. Foto: Paula Jacob.

Der Bliesgau Weltacker zeigt auch, wie wichtig es ist, unsere Flächen effizient und nachhaltig zu nutzen. Wenn wir uns bewusstmachen, dass jeder Quadratmeter zählt, können wir unseren Umgang mit Lebensmitteln, Kleidung und Konsumgütern grundlegend überdenken.

Auch für unsere Kleidung, vor allem aus Baumwolle, brauchen wir viel Ackerland. Außerdem brauchen wir Flächen für den Anbau von Energiepflanzen, zum Beispiel für die Herstellung von Agrotreibstoffen, also Biosprit. Auch wer viel wegwirft, verbraucht viel mehr Fläche als ihm zusteht. Denn pro produzierte Lebensmittel wird ca. ein Drittel weggeworfen, noch bevor wir es kaufen.

Hier ist man sich nicht nur seiner Verantwortung bewusst.

„Freitags ist der feste Tag auf dem Weltacker, da kommen wir zusammen und jeder packt mit an und die Ernte, die wird immer unter den Helfern aufgeteilt. Durch Führungen, Workshops und Veranstaltungen vermitteln wir auf anschauliche Weise das Wissen, das für eine nachhaltige Zukunft notwendig ist", stellt mir Paula das Konzept des Bliesgau Weltackers vor.

Die Mischung aus direkter Beteiligung, globalem Denken und praktischen Lernerfahrungen machen den Weltacker zu einem effektiven Lernort. Mit den Vorgaben und Ideen der Planetengesunden Ernährung zeigt das Bliesgau-Weltacker Projekt praktische Lösungen auf, wie sich die Menschheit spätestens bis zum Jahre 2025 gesund und für die Erde weniger ausbeutend ernähren kann. Dafür würden auch durchschnittlich 1200 qm pro Mensch genügen.

Die globale Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen. Der Klimawandel, die wachsende Weltbevölkerung, der Verlust von Biodiversität und die zunehmende Urbanisierung setzen unsere natürlichen Ressourcen unter Druck. Gleichzeitung sind die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens auf die Umwelt oft unsichtbar. Der Weltacker macht diese Zusammenhänge auch global gesehen sichtbar und zeigt wie unser Lebensstil den Bedarf an Ackerfläche beeinflusst.

Mit dem Initiator Hannes Ballhorn vom Hof Sonnenbogen hat der Bliesgau Weltacker einen Partner an seiner Seite, der mit viel Sachverstand, Fachwissen und Freude am Tun beeindruckt. Auch Paula ist überzeugend und hochmotiviert. Gut, dass hier viele Gleichgesinnte zusammenkommen und anpacken, so können wir eine nachhaltige Zukunft gestalten. Freiwillige, die mitarbeiten wollen, sind gerne willkommen.

geschrieben von: sabine, am 27.09.2024

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