Sobald man im Alter von etwa 8 Jahren groß genug war, einen Müllbeutel zu tragen, war es an der Zeit, bei einer der unbeliebtesten Aufgaben im Familienhaushalt mitzuhelfen: den Müll rausbringen. Jede in Deutschland lebende Person produziert laut Umweltbundesamt jährlich ein Abfallaufkommen von 535 Kilogramm an Siedlungsabfällen. Etwa ein knappes Drittel davon ist direkt auf den Hausmüll zurückzuführen. Wo wir also gehen und stehen, wir hinterlassen täglich Abfall. Trotz des ausgeklügelten Abfallwirtschaftssystemes sind wir noch nicht soweit, um von nachhaltiger Müllwirtschaft zu sprechen. Dennoch sind Bemühungen erkennbar, die Abfallwirtschaft transparenter zu machen und vor allem jede einzelne Person zu sensibilisieren. Kleine Schritte in die richtige Richtung also. Leider nehmen dennoch einige Menschen „den Müll rausbringen“ zu wörtlich: Es heißt nicht, ihn einfach irgendwo in die Natur zu werfen.
Der Wald ist keine Deponie
Deswegen hat das Umweltministerium des Saarlandes in Zusammenarbeit mit dem SaarForst Landesbetrieb eine neue Kampagne gestartet. Als Bundesland mit dem höchsten Prozentsatz an bewaldeter Landesfläche, etwa 33% des Landes sind von Wald bedeckt, ist die einzigartige Natur eines der Aushängeschilder des Saarlandes und für die Lebensqualität enorm wichtig. Mit der Kampagne möchte das Umweltministerium die Menschen für das Thema Müll im Wald sensibilisieren und auf Gefahrenstoffe hinweisen. Wenn in den Wäldern Müll achtlos zurückgelassen oder weggeworfen wird, sieht das nicht nur schlimm aus, sondern gefährdet auch Tiere und Pflanzen. Auf der Internetseite wird genau beschreiben, welche Auswirkungen unser Verhalten mit sich bringt. Wie umfangreich sich einzelne Materialien auf die Umwelt auswirken und welche Kettenreaktionen beim Zurücklassen von Abfall teilweise in Gang gesetzt werden können, ist im wahrsten Sinne des Wortes erschreckend. Großflächige Schilder an verschiedene Waldwegen weisen deshalb auf die Thematik Müll im Wald hin. Darauf abgebildet sind 27 verschiedene Materialien, die häufig in den saarländischen Wäldern gefunden werden. Sie reichen von Taschentüchern und Obstresten bis hin zu Autoreifen und Keramik. Zu jedem Material ist die jeweilige Zeit angegeben, die es dauert, bis der Stoff vollständig von der Natur zersetzt oder abgetragen ist.
Alles im Eimer?
Und wir kennen es: Bei einer langen Wanderung hat man natürlich auch Getränke dabei, genug zu essen ist meist ebenfalls im Gepäck. Keiner von uns wirft eine Bananenschale oder den Apfelgrutzen wieder in den eigenen Rucksack und zuhause in den Müll. Zugegeben sind Beide relativ schnell wieder biologisch abgebaut, in 2 Monaten bzw. 3 Jahren, wie auf den Schildern angegeben ist. Aber vergisst man beispielsweise eine Glasflasche, so übersteht diese etwa 50.000 Jahre. Zusätzlich können Gläser bei starker Sonneneinstrahlung das Licht bündeln und so Feuer entfachen. Auch Zigarettenkippen verrotten erst nach 10 Jahren. Die giftigen Stoffe, die sie abgeben, gelangen bis in das Grundwasser. Umso wichtiger ist es also, die einzigartigen Naturräume zu erhalten und darauf zu achten, den eigenen Müll wieder mitzunehmen – egal, von welcher Sorte er auch sein mag. Die Ausmaße der Gefahren sind für Besucher:innen von Naturräumen schlichtweg nicht absehbar. Auf einem Quadratmeter Waldboden leben in den obersten 30 Zentimetern alleine 2,5 Billionen Mikroorganismen und etwa 1,2 Millionen Kleinsttiere. Noch nie war es so einfach, mit ein wenig Achtsamkeit so viel zu schützen.
Arno Meyer
13 lokale Initiativen machen inzwischen mit und es kommen immer mehr Menschen hinzu. Der Mensch ist das einzige Tier, das Müll produziert und somit die eigene Existenzgrundlage zerstört. Wir haben nun die Wahl, ob die Generation der Verursacher den Müll einsammelt, oder ob wir das der Generation der Geschädigten überlassen (also unseren Kindern und Enkeln).