In dieser Sache bin ich traditionell: Sonntags gönn ich mir mit Vorliebe ein Stück Kuchen und fahre ab und an in eines der leckeren Cafés des Landes. Oder ich treffe mich gerne mit Freundinnen zum Kaffeekränzchen, dabei gibt es natürlich Selbstgebackenes und auch immer eine Portion Kaffeeklatsch. Ich stehe aber auch gerne in meiner Küche und backe selbst.
Auch Dieter Dausends Mama stand samstags in der Küche. „Wenn der Kuchen fertig war, wollten wir Kinder den Kuchen direkt probieren, aber wir durften nicht. Finger weg, der ist erst für morgen. Meine Mama servierte sonntags Kuchen für die gesamte Familie", berichtet Dieter Dausend vom Café Lolo. Das ist vermutlich mit ein Grund, warum er schon früh wusste, dass er Bäcker werden wollte. Eine Allergie machte jedoch einen beruflichen Schwenker notwendig und er wurde Konditor. "Ich war sogar der erste Lehrling im Café Wien in Saarbrücken. Das Café Wien war damals eines der renommiertesten und schönsten Kaffeehäuser in Saarbrücken. Sowieso war Saarbrücken früher eine Stadt der Cafés. Allein 15 Konditoreien gab es in der Innenstadt."
Backen mit Liebe
Dieter Dausend lernte alle Facetten seines Berufs kennen und lieben. Aber nicht nur das. Im Café Wien lernte er auch Helga kennen. Sie machte eine Ausbildung zur Konditoreifachverkäuferin. Acht Jahre lang sahen sie sich täglich bei der Arbeit. Plötzlich war sie dann da: Die Liebe. 1961 wurde geheiratet. Und 1969 machten sie ihren Traum wahr und wagten den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie übernahmen ein kleines Café in Alt-Saarbrücken mit einem Fenster zum Hof und acht Tischen: Das Café Lolo.
Sie starteten mit nur einem Lehrmädchen und einer Bedienung. Geöffnet wurde das Café um sieben und geschlossen, wenn die letzten Gäste gingen. Heute hat das Café Lolo 43 Angestellte und wurde zum Hof hin ausgebaut. Und von Anfang an schwebt über allem der Anspruch, dass nur höchste Qualität zählt.
Süße Verführungen
Helga Dausend setzt sich mit einem Stück Kuchen zu uns an den Tisch. „Seit Eröffnung des eigenen Cafés esse ich jeden Tag ein Stück Kuchen zu Mittag“, ergänzt sie. Jeden Tag ein Stück Kuchen, das könnte ich mir nicht erlauben. „Unsere Sahne macht doch nicht dick“, antwortet Frau Dausend schmunzelnd.
Butterkuchen
Der Butterkuchen von Café Lolo ist für mich ein kleines Wunder. Aus unscheinbaren Zutaten wird etwas, das das Leben versüßen kann. Butter, Zucker, Eier, Mehl und gehobelte Mandeln werden zu einem fluffigen und saftigen Butterkuchen. Das Café Lolo in Saarbrücken ist weit über die Grenzen hinaus für seinen Butterkuchen bekannt. Sonntags parken die Autos in zwei Reihen vor dem Café. „Nicht jeder von ihnen kauft einen Butterkuchen, aber ca. 300 Butterkuchen gehen sonntags über die Ladentheke. Dabei hatten wir den Butterkuchen anfangs gar nicht im Programm", erklärt Dieter Dausend. „Eine Kundin hatte den Wunsch und bestellte zwei Butterkuchen. Ich buk anstatt zwei vier. Zwei bot ich zum Verkauf an. Die zwei waren noch bevor die Kundin die bestellten zwei Butterkuchen abholte, verkauft. Am nächsten Tag machte ich also anstatt zwei wieder vier und so weiter."
Nachfolge
Andreas Dausend ist das jüngste Kind der Dausends. Er ist nicht nur Sohn, sondern er hat auch den elterlichen Betrieb, das Café Lolo, übernommen. "Alle Familienmitglieder sind glücklich, dass Andreas das Café übernommen hat, auch seine Geschwister. Und wir dürfen noch weiter arbeiten, auch wenn wir schon etwas über 80 sind". Wow, für mich sind Helga und Dieter Dausend ein Beweis dafür, dass ein Beruf, den man mit Freude und Liebe ausübt, die Gesundheit erhält. Und ich, ich bin froh, dass die Nachfolge im Café Lolo´s klar geregelt ist. Unvorstellbar, wenn das Café Lolo schließen müsste. Denn regelmäßig muss ich ihn genießen, den für mich besten Butterkuchen des Saarlandes.
Monika Theobald
Habe auch schon oft in der zweiten Reihe für den Butterkuchen gestanden.
Hans Egenberger Bad Saulgau